Getanzte Leidenschaft in Bildern

Carlos Furmans Fotoausstellung und Buch zum Thema Tango

Von Susanne Franz

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Auch noch lange nach Ende der VII. Tango-Tanzweltmeisterschaft am 31.8., nämlich bis zum 27. September, können Tango-Begeisterte eine ganz besondere Fotoausstellung zum Thema Tango sehen, am 18. August begann sie im 1. Stock der Eingangshalle des San Martín-Theaters (Av. Corrientes 1530). Die exquisite Auswahl von Fotografien stammt aus dem gleichnamigen Buch TANGO des Fotografen Carlos Furman, das er bei der Vernissage vorstellte.

Die 35 Schwarzweiß-Bilder, 75 cm x 95 cm groß, damit man sie auch gut von der Halle aus sehen kann, fangen das Lebensgefühl Tango auf eine authentische Art ein, die man in Tango-Fotos sonst nicht findet, die gewöhnlich gekünstelt und plakativ sind. “Der Tango wurde am Río de la Plata geboren und ging von hier aus um die Welt”, sagt Carlos Furman, “er ist einmalig, denn er verbindet Musik, Gesang und Tanz und besitzt Poesie.”

Sechs Jahre lang, von 2003 bis 2008, fotografierte Furman in den Milongas, den Tangoclubs von Buenos Aires, in kleinen und bekannten Tanzsalons und auf den Weltmeisterschaften, fing einzelne Paare in seinen Bildern ein, fotografierte Tanzflächen prächtigerer Tanzsäle ebenso wie eine Milonga auf dem Basketball-Court eines Klubs, Details wie Beine, die einen komplizierten Tanzschritt vollführen, Schuhe, oder eine Frauenhand, die um einen Männerkopf geschlungen ist. Zu den Motiven zählt auch der tätowierte Rücken einer jungen Frau in einem Trägerhemd, die ebenso in den Tanz versunken ist wie die ältere Frau, die im eleganten Kleid stolz ein verblasstes Tattoo und faltige statt glatte Haut zur Schau trägt. Man findet Männer- und Frauengesichter voller Hingabe an den Tanz, und andere, die strahlende Lebensfreude zeigen, Paare, bei denen jeder für sich und in sich hinein tanzt, und Paare, die auch ihre Liebe zueinander tanzen. Auch die Musik und die Musiker treten in Furmans Fotos in Erscheinung, so die Hände des berühmten Pianisten Mariano Mores auf den Tasten seines Klaviers oder Leopoldo Federicos Unterarme und Hände, auf sein Bandoneón gestützt.

“Tango geht über soziale Schranken und Altersgrenzen hinaus”, versucht Furman das Phänomen in Worte zu fassen. “Junge und Alte suchen und finden im Tango etwas, was in der heutigen Welt nur noch schwer anzutreffen ist: Kommunikation, menschlicher Kontakt, Anfassen – wobei man den Tanzpartner nicht einmal kennen muss.” Tango sei zudem extrem schwierig sagt der Fotograf, ein ständiger Lernprozess, es sei erstaunlich, dass es weltweit und besonders in Europa und Deutschland einen solchen Tango-Boom gebe.

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In Furmans Buch spielen natürlich seine Fotos die Hauptrolle, aber der 184-Seiten-Band – der dennoch gut als Mitbringsel in einen Koffer passt – enthält auch kurze Texte auf Spanisch und Englisch, in denen “die Menschen zu Wort kommen, die den Tango leben”, so Furman. Sein Werk erklärt den Tango nicht, sondern vermittelt das Gefühl des Tango. Auch eine CD mit 14 Stücken, in denen u.a. Leopoldo Federico, Julio Pane, Aníbal Arias, Lidia Borda, El Arranque und das Quinteto La Camorra, die bei Epsa unter Vertrag sind, Klassiker wie “La Yumba”, “Mala junta”, “Canaro en París”, “El Choclo”, “Malena” und “Caminito” interpretieren, liegt dem Buch bei. Erhältlich ist es im Theater San Martín, im Malba und in einigen Buchhandlungen der Stadt, Näheres erfährt man auf der Webseite des Künstlers.

  • Carlos Furman, “TANGO”, Fotos. San Martín-Theater, Av. Corrientes 1530. Mo-Fr ab 12 Uhr, Sa und So ab 14 Uhr, bis zum Ende der Veranstaltungen im Theater. Eintritt frei. 18.8.-27.9.

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