Bilder von Flucht

Amnesty International zeigt “Menschen auf der Flucht” im Kulturhaus Zanders in Bergisch Gladbach


Was heißt es, auf der Flucht zu sein? Was bedeutet es, Bedrohung und Tod zu begegnen und das eigene Zuhause verlassen zu müssen, um einen sicheren Ort zu suchen? Die Bergisch Gladbacher Gruppe von Amnesty International zeigt eine Ausstellung der berühmten Fotoagentur “Magnum Photos” im Kulturhaus Zanders über Menschen auf der Flucht, die bis zum Zweiten Weltkrieg zurückgeht und deutlich macht, dass große Fluchtbewegungen nichts Neues sind.

Zur Eröffnung am Freitag, 2. März 2018, spricht Christel Neudeck (Grünhelme e.V.) über ihre langjährigen Erfahrungen in der Flüchtlingsarbeit.

Die beeindruckenden Bilder der Fotoausstellung erlauben einen Einblick in die alltäglichen Geschichten von geflüchteten Menschen. Gegliedert ist die Schau in die Themenblöcke “Krieg und Chaos”, “Suche nach Sicherheit, Leben in Unsicherheit”, “Mauern und Zäune”, “Leben von Tag zu Tag” und “Geteilte Verantwortung”.

Für die Agentur “Magnum Photos” arbeiten seit 1947 die besten Fotografinnen und Fotografen der Welt. Die Agentur steht für unabhängige dokumentarische und künstlerische Fotografie. Die Ausstellung wurde gemeinsam von Magnum Photos und Amnesty International konzipiert, Amnesty International verfasste die Texte zu den Fotos.

Die Ausstellung ist vom 2. bis 21. März 2018, dienstags und donnerstags von 16 bis 18 Uhr und sonntags von 11 bis 13 Uhr im Kulturhaus Zanders, Hauptstr. 267-269, 51465 Bergisch Gladbach, zu sehen.

Der Karneval ist los

Zahlreiche Murgas ziehen durch die Straßen von Buenos Aires

Von Magdalena Hechtel


Sie nennen sich “Los Curdelas de Saavedra” (etwa: “Die Betrunkenen von Saavedra”), “Los Mocosos de Liniers” (etwa: “Die Rotzbengel” von Liniers) oder “Los Pecosos de Chacarita” (etwa: “Die Sommersprossigen” von Chacarita) – die Murgas, die sich während der Faschingszeit in ihren jeweiligen Stadtteilen dem Publikum präsentieren. Ihr Urpsrung liegt in den 1920er Jahren, als Buenos Aires immer weiter wuchs und die porteños damit begannen, sich mehr und mehr über ihr Wohnviertel anstelle ihrer Ethnie zu identifizieren.

Aus zunächst losen Zusammenschlüssen von rund 15 bis 20 jungen Männern, die zur Faschingszeit singend durch die Straßen zogen, entstanden die heutigen Murgas. Längst gehören ihnen nicht mehr nur Männer an, sondern auch Frauen und Kinder. Die verschiedenen Gruppen sind anhand ihrer Kostüme leicht zu unterscheiden. Jede Murga wählt zwei Farben, die sich in ihrer Kleidung, ihren Fahnen und der den Zug anführenden Standarte widerspiegeln. Die Instrumente der Murgas gleichen sich jedoch. Ohne eine Trommel inklusive Becken wäre keine von ihnen komplett, das gleiche gilt für Bandoneon und Akkordeon.

Die Tänze sind ebenso wie die Melodien und die Texte der Lieder von Stadtteil zu Stadtteil unterschiedlich. Das musikalische Repertoire ist dabei breit gefächert. Neben einem Lied zur Präsentation der Murga auf unterhaltsame Weise dient ein weiteres der ironiegeladenen Kritik an den aktuellen politischen Verhältnissen oder einer prominenten Persönlichkeit. Außerdem grüßen die Murgas zum Abschluss auf musikalische Weise ihr Publikum und verabschieden sich mit dem Versprechen, in der nächsten Faschingszeit wiederzukommen.

Die diesjährigen Karneval-Feierlichkeiten beginnen bereits an diesem Wochenende und ziehen sich durch den ganzen Februar hindurch. An den Samstagen (3., 10., 17. und 24. Februar) sind die Umzüge von 19 bis 2 Uhr zu sehen, an den Sonntagen (4. 11., 18. und 25. Februar) wird von 19 bis 0 Uhr auf den Straßen gefeiert. Höhepunkt des bunten Treibens sind der Faschingsmontag (19 bis 2 Uhr) sowie der Faschingsdienstag (19 bis 0 Uhr). Die jeweiligen Murgas präsentieren sich unter anderem in den folgenden Stadtteilen:

  • Almagro: Av. Corrientes zwischen Billinghurst und Bulnes, an allen genannten Faschingstagen, sowie Lambare zwischen Sarmiento und Perón am 17. und 18. Februar
  • Colegiales: Benjamín Matienzo zwischen Conesa und Freire, an allen Faschingstagen
  • La Boca: Av. Benito Perez Galdos zwischen Pedro de Mendoza und Brin, an allen Faschingstagen
  • Palermo: Darwin zwischen Cabrera und Gorriti, am 3., 4., 11. und 12. Februar, sowie Acuña de Figueroa und Costa Rica, an allen Faschingstagen
  • Saavedra: Av. Balbín zwischen Manzanares und Crisologo Larralde sowie Av. Balbín zwischen Pico und Arias, an allen Faschingstagen
  • San Telmo: Av. San Juan zwischen Piedras und Peru, an allen Faschingstagen
  • Villa Crespo: Av. Scalabrini Ortíz zwischen Av. Corrientes und Aguirre, am 3., 4., 10., 11., 12., 13., 17. und 18. Februar
  • Villa Pueyrredón: Av. Mosconi zwischen Bolivia und Zamudio, an allen Faschingstagen
  • Villa Urquiza: Av. Triunvirato zwischen Monroe und Av. Olazábal, an allen Faschingstagen

Foto:
Die große Trommel mit den Becken zählt zu den traditionellen Instrumenten der Murgas.
(Foto: GCBA)

Schillernd und facettenreich

Mary Bauermeisters “Zeichen, Worte, Universen” in der Villa Zanders in Bergisch Gladbach


Vom 10.12.2017–08.04.2018 wird im Kunstmuseum Villa Zanders in Bergisch Gladbach/Deutschland in der Reihe “Ortstermin” die Ausstellung “Zeichen, Worte, Universen” von Mary Bauermeister gezeigt.

Das künstlerische Werk Mary Bauermeisters (geb. 1934) zählt allein aufgrund seiner Vielseitigkeit zu den ungewöhnlichsten Oeuvres der zeitgenössischen Kunst. Weit über 50 Jahre umspannt dieses enorm produktive Schaffen, das bereits 1962 zu einer ersten bahnbrechenden Museumspräsentation im Stedelijk Museum in Amsterdam führte.

Mary Bauermeisters Werk ist ebenso schillernd und facettenreich wie ihre Persönlichkeit. Früh experimentierte sie mit außergewöhnlichen Materialien wie optischen Linsen, Prismen, Leinentüchern, Kieselsteinen und vielem mehr. In ihren Zeichnungen, Bildern und Objekten, aber auch in ihren als Gesamtkunstwerk angelegten Land-Art-Projekten manifestiert sich eine ganz eigene, die Grenzen von Bild und Skulptur in eine utopische Dimension erweiternde Bildsprache, mit der sie vor allem in den USA für Furore sorgte.

Nicht minder weitreichend war ihr Einfluss als Katalysator für die Musik- und Kunstszene im Köln der 60er Jahre, als ihr Atelier in der Kölner Lintgasse zum Zentrum einer künstlerischen Avantgarde wurde und Musiker und bildende Künstler aus aller Welt anzog. Mary Bauermeister gilt als Schlüsselfigur der Fluxus-Bewegung, die im Umfeld des Studios für Elektronische Musik des WDR entstand.

Bis heute fasziniert sie mit einem eigenwilligen Werk, das von einem tiefen Gespür für den Einklang von Mensch und Natur geprägt ist und universelle Phänomene von Struktur, Rhythmus und Zahl in immer neuer Form zum Ausdruck bringt. Logik und Mathematik beschäftigen Bauermeister ebenso wie Musik und Klang, Märchen und Mythen, Licht und Schatten. Sie wendet sich existentiellen Fragestellungen zu und findet zu mal zauberhaften, mal provokanten oder abstrakten Antworten. Immer liegt ihren Äußerungen ein beeindruckendes Menschenbild zugrunde, das fest in der Natur und in archaischen Traditionen verwurzelt ist.

Die Ausstellung konzentriert sich auf den großen Komplex ihres Werkes, der durch Chiffren, Zeichen, Worte und Zitate gekennzeichnet ist. Hier greift die stets die intellektuelle Herausforderung suchende Künstlerin Kernfragen des Seins auf und bindet sie mit spielerischer Leichtigkeit und kraftvoller Vitalität in ihr ganzheitlich geprägtes Universum.

Zur Ausstellung erscheint ein Katalog im Kettler Verlag, 96 Seiten, 19 Euro.

Kunstmuseum Villa Zanders, Konrad-Adenauer-Platz 8, 51465 Bergisch Gladbach, Deutschland. Tel. 02202-142356/142334.

Öffnungszeiten: Di-Sa 14-18, Do 14-20, Sonn- und Feiertag 11-18 Uhr. Feiertagsregelung: 23.-26.12. und 31.12.17 sowie 01.01.18 geschlossen.

Eintrittspreise: Eintritt 4,00 €, ermäßigt 2,00 €.

Foto:
Mary Bauermeister, Needless Needles Vol. 5, 1964, Mixed Media (Detail aus Linsenkasten), ©VG BILD-KUNST Bonn, 2017. (Foto: M. Wittassek)

Bunte Fan-Convention

“Argentina Comic Con” an diesem Wochenende in Buenos Aires

Von Michaela Ehammer


Comicfreunde aufgepasst! Was seit über 30 Jahren in den USA für helle Begeisterung sorgt, ist auch in Argentinien ein voller Erfolg: Unter dem Namen “Argentina Comic Con” findet an diesem Wochenende (8.-10.12.) die bunte Fan-Convention nach Vorbild der San Diego Comic Con zum achten Mal statt. Schauplatz des größten und wichtigsten Kongresses der Popkultur des Landes ist das Zentrum Costa Salguero in Buenos Aires. Nationale und internationale Kino- und TV-Größen, Videospielehersteller und Verlage nehmen an dem Spektakel genauso teil wie Schauspieler, Drehbuchautoren, Regisseure, Zeichner und Youtuber.

Diesjährige Stargäste sind unter anderem Tom Felton, Jason David Frank, Andy Muschietti, Karol Sevilla (Foto) und Ciruelo, die für Fragen, Autogramme sowie Fotos zur Verfügung stehen. Kreative Shows, geballte Musik, interessante Workshops und eine Star-Wars-Parade runden das abwechslungsreiche Programm ab. Der Merchandise-Bereich hält zudem alles bereit, was das Sammlerherz begehrt.

Adresse: Centro Costa Salguero, Av. Costanera R. Obligado 1425. Öffnungszeiten: Freitag 12-20 Uhr; Samstag und Sonntag 10-20 Uhr. Resttickets sind ab 320 Pesos erhältlich.

13. Geburtstag / Cumplimos 13


Kunst in Argentinien wird heute 13 Jahre alt. Vielen Dank allen unseren Mitarbeitern und Lesern!

Kunst in Argentinien cumple 13 años hoy. ¡Muchas gracias a todos nuestros colaboradores y lectores!

Kalender / Agenda

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Ausstellungskalender vom 02/12/2017

Von Susanne Franz


Vom 2. Dezember 2017 bis zum 2. April 2018 kann man in der Fundación Proa die Ausstellung “Inoculación” des weltberühmten chinesischen Künstlers Ai Weiwei besuchen.

Kuratiert vom Brasilianer Marcello Dantas, umfasst die Ausstellung monumentale Installationen, Objekte, Fotos und Videos, die mit ihrer politischen Brisanz und symbolischen Tiefe einen guten Einblick in die Arbeit des Künstlers gewähren. Indem Ai Weiwei politische und soziale Widersprüche aufdeckt, thematisiert er Fragen der Meinungsfreiheit, der Menschenrechte und der Ausbeutung des Menschen und der Umwelt durch die Wirtschaft.

Ai Weiwei hat mit “Inoculación” die Gesamtheit der Fundacion Proa bespielt – darunter den Vorplatz, die Bücherei und das Cafe – etwa mit dem Monumentalwerk “Forever Bicycles” auf dem Bürgersteig.

Die Ausstellungen der Woche:

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Agenda / Kalender

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Agenda de Muestras del 02/12/2017

Por Susanne Franz


Desde el 2 de diciembre del 2017 hasta el 2 de abril del 2018, Fundación Proa presenta “Inoculación”, una notable exhibición dedicada al trabajo público y de intervención social de uno de los artistas contemporáneos más célebres e influyentes del mundo, Ai Weiwei.

Curada por Marcello Dantas, la muestra reúne instalaciones monumentales, objetos, fotografías y videos de fuerte impacto político y simbólico, que brindan un amplio panorama de sus trabajos más icónicos y dan cuenta de la prolífica e intensa carrera del artista. Reconocido por documentar y reflexionar sobre las arbitrariedades políticas y sociales de occidente así como de su país de origen, su práctica artística se desarrolla en torno a la libertad de expresión, los derechos humanos y la explotación económica y ambiental.

En “Inoculación”, Ai Weiwei reflexiona desde la biografía personal y da visibilidad a distintos problemas sociales que marcan las inconsistencias políticas y lagunas entre el sujeto individual y el sujeto colectivo en el mundo contemporáneo. El artista juega entre lo antiguo y lo actual, el pasado, el presente y el futuro, denunciando siempre desde una óptica crítica una relación ambivalente con su país dividida por un profundo sentido de identidad derivado del uso de materiales, imágenes y técnicas tradicionales de la cultura china.

Ai Weiwei entiende la totalidad de la arquitectura de Proa como espacio expositivo, eso incluye la vereda, la librería, y el café, creando una relación interesante entre la tradición y la modernidad. La monumental obra “Forever Bicycles” expuesta en la vereda de Proa el artista recontextualiza y desmantela un objeto cotidiano de china como lo es la bicicleta, y con ella metaforiza el cambio permanente de la cultura, su metamorfosis, ahora devenida en una estructura gigantesca de acero, luz y sombra.

Esta nueva exhibición en Fundación Proa ofrece una oportunidad única para el público de explorar el genio creativo de Ai Weiwei, generando un espacio para entender su narrativa personal y brindando una visión crítica de las relaciones ambiguas del artista con su nativa China, la política occidental y los autoritarismos, creando en esta conjunción de significantes un fuerte sentido de rebelión en sus trabajos.

Las muestras de la semana:

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Weit mehr als nur ein Getränk

1. Mate-Messe in Buenos Aires

Von Michaela Ehammer


Ein Becher, ein Strohhalm und jede Menge Teeblätter: Der Mate ist aus der argentinischen Kultur nicht wegzudenken und weit mehr als nur ein Getränk. Zum ersten Mal in der hiesigen Geschichte wird dem Heißgetränk aus dem ausgehöhlten Kürbis unter dem Motto “Matear” eine eigene Messe gewidmet. Der Mate hat somit nicht nur einen eigenen Aktionstag (30. November), sondern nun auch seinen festen Platz in der argentinischen Identität.

Austragungsort der 1. Mate-Messe ist das Messegelände “La Rural” in Palermo. Mehr als 30 Unternehmen, Genossenschaften und Hersteller versammeln sich am 2. und 3. Dezember von 11 bis 20 Uhr und geben anhand von Verkostungen, Vorträgen sowie allerhand Wissenswertem über diese Tradition einen Einblick in die Geschichte des Mates. Der Eintritt ist frei.

Adresse: La Rural, Pavillon Ocre, Av. Sarmiento 2704, Buenos Aires.

Schindler-Ausstellung in USA

Erika Rosenberg erinnert an Judenretter Oskar und Emilie Schindler

Von Marcus Christoph


Erika Rosenberg hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Erinnerung an Oskar und Emilie Schindler aufrecht zu erhalten. In dieser Mission war die Publizistin aus Buenos Aires nun auch in den USA unterwegs. Als Hauptrednerin eines internationalen Kongresses zum Thema Erziehung, der TnCIS Conference im Motlow State Community College in Tullahoma (Tennessee), sprach sie über das Leben des Ehepaars, das während des Zweiten Weltkriegs rund 1200 Juden vor dem Tod in den nationalsozialistischen Vernichtungslagern bewahrte. Des Weiteren ging sie auf die Beziehungen zwischen Deutschland und den Vereinigten Staaten von der Weimarer Republik bis in den Kalten Krieg ein.

In der Bildungseinrichtung war zugleich eine Ausstellung über Oskar und Emilie Schindler zu sehen, die von Erika Rosenberg konzipiert und ins Englische übersetzt wurde. Das Leben der beiden Judenretter wird dabei auf mehreren Wandtafeln dargestellt und durch Texterläuterungen, Fotografien und Karten dem Betrachter näher gebracht. „Die Darstellung macht begreifbar, wie ein oder zwei einzelne Menschen einen Unterschied von Leben und Tod bei vielen ausmachen können“, schreibt das Onlineportal „USA Network Today“.

Die Ausstellung wird bis kommenden April in weiteren Community Colleges im US-Bundesstaat Tennessee gezeigt. Darunter Columbia, Dyersburg, Southwest Tennessee, Nashville und Northeast.

Rosenberg ist mittlerweile nach Europa weitergereist, wo sie zuletzt in Salzburg ihr Buch „Als ich mit dem Papst U-Bahn fuhr“ präsentierte.

Foto:
Erika Rosenberg bei ihrem Vortrag in Tullahoma.
(Foto: Privat)

Künstlerblicke auf Land und Leute

Buenos Aires und die Pampa werden in den Werken von Benito Quinquela Martín, Xul Solar, Antonio Seguí und Florencio Molina Campos lebendig

Von Susanne Franz

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Hafenstimmung: “Atardecer rosado” (1969) von Benito Quinquela Martín.

Der Maler Benito Quinquela Martín war von dem Hafenviertel “La Boca” geprägt und prägte es selber mit. Alejandro Xul Solar hatte seinen Kopf in den Wolken, aber seine Füße fest auf dem Boden seiner Heimatstadt Buenos Aires. Antonio Seguí schaut ein bisschen böse, ein bisschen wehmütig auf sein Heimatland, das er schon vor über 40 Jahren verließ, um sich in Paris niederzulassen, und Florencio Molina Campos hat wie kein anderer meisterhaft das Leben der Gauchos in der Pampa und die unendliche Weite ihres Horizonts porträtiert.

Benito Quinquela Martín – der Maler von “La Boca”

Benito.jpgIm romantischen Hafenviertel von Buenos Aires “La Boca”, das Tag für Tag Hunderte von Touristen mit seinem bunten Sträßchen “Caminito”, Tangoschauen, Straßenkünstlern und seinen mit originellen Souvenirs und Kunstwerken bestückten Märkten verzaubert, begegnet man dem “Maler von La Boca”, Benito Quinquela Martín, auf Schritt und Tritt. Bis heute einer der populärsten Künstler Argentiniens, prägte Quinquela Martín (1890-1977) mit seinem Lebenswerk das Gesicht des beliebten Hafenviertels entscheidend mit – allenthalben sieht man in den Straßen von ihm gestaltete Keramiken und Wandgemälde; verkaufen Künstler von ihm inspirierte Gemälde, und nicht zuletzt befindet sich das von ihm gegründete “Museo Quinquela Martín” mitten im Herzen von “La Boca”. Hier kann man nicht nur die beeindruckenden Gemälde des Künstlers selbst bewundern, die er seinem Viertel als Geschenk überreichte, sondern auch eine Sammlung von Werken anderer Künstler der “Boca”, die auf Quinquelas ausdrücklichen Wunsch mit in das Museum aufgenommen wurden.

Vom Waisenkind zum populären Künstler und Philanthropen

Die Geschichte des Benito Quinquela Martín rührt ans Herz. Am 20. März 1890 wurde das von seinen Eltern verlassene Kind von Ordensschwestern gefunden, die ihn auf den Namen Juan Benito Martín tauften und sein Alter auf ungefähr 20 Tage einschätzten. In der von einer starken Einwanderung und hoher Arbeitslosigkeit geprägten Zeit wurden bis zu drei Kinder pro Tag in Buenos Aires ausgesetzt, die meisten verbrachten ihr Leben im Waisenhaus oder starben jung. Der kleine Juan Benito lebte 7 1/2 Jahre im Waisenhaus – die Ordensschwestern gaben die Kinder erst mit sechs Jahren, also im arbeitsfähigen Alter, zur Adoption frei – und wurde dann von dem kinderlosen Ehepaar Manuel Chinchella und Justina Molino adoptiert. Mit 14 Jahren begann er zu arbeiten und besuchte abends eine Kunstschule.

Schon bald kristallisierte sich sein großes Talent heraus und er verlegte sich ganz auf das Studium der Malerei. Zunächst malte er Porträts der Menschen seines Viertels, bis er begann, sich seinen berühmten Hafenszenen zu widmen. Im Alter von 29 Jahren änderte er seinen Namen in Benito Quinquela Martín um. Die Güte, die er von seinen Adoptiveltern empfangen hatte, mit denen er bis an ihr Lebensende zusammenlebte, zahlte er später vielfach zurück: Er gründete eine Schule, einen Kindergarten, ein Haus, in dem Ammen ausgesetzte oder arme Kinder stillten, eine Kunstschule für Kinder und ein zahnärztliches Institut für die Armen. Er selbst hatte sein Leben lang unter seinen schlechten Zähnen gelitten.

Aus dem Vertrauten neue Welten schaffen

Benito Quinquela Martíns Gemälde lassen das Leben und die Atmosphäre des Hafenviertels – das Universum, von dem er umgeben war – unmittelbar auferstehen: die emsige Betriebsamkeit der Hafenarbeiter beim Be- und Entladen der Schiffe, die Arbeit in den umliegenden Gießereien oder Kohlefabriken, die Schiffe vor Anker oder in der Werft, die Kräne, Fluss- oder Hafenlandschaften zu den verschiedensten Tages- oder Nachtzeiten. Voller Farbenfreude, mit kräftigem Pinselstrich oder energisch aufgetragenem Spachtel, fing Quinquela Martín die Nuancen des Lichts, des Himmels, des Wassers, des Nebels, der Bewegungen und Energien seines Universums ein. “Hier fiel mir alles leicht”, schrieb er über das Thema seiner Malerei, “die Atmosphäre und die Dinge hatten sich über Jahre hinweg auf meiner Netzhaut eingebrannt, es gab nichts, was mir nicht vertraut gewesen wäre, ich wusste, wie sich jeder kleinste Muskel beim Beladen oder Entladen bewegte; alles ging wie von selbst, weil ich die Strukturen kannte.”

Xul Solar – Mystiker mit Wurzeln im Tigre-Delta und Palermo

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Die Stadt als Symbol: “Ciudá y abismos” (1946) von Xul Solar.

Ein Universum für sich ist der argentinische Mystiker und Künstler Xul Solar. Sein Werk ist sicher das am schwersten zugängliche in der argentinischen Kunst, in seiner Komplexität und Rätselhaftigkeit am ehesten vergleichbar dem seines Freundes und weltberühmten Literaten Jorge Luis Borges. Dennoch findet man auch im Werk Xuls ständige Referenzen seiner Heimatstadt Buenos Aires, vor allem des malerischen Tigre-Deltas, wo er seine ersten Lebensjahre verbrachte und auch seine letzten – von 1956 bis zu seinem Tod im Jahre 1963. Xuls düstere, futuristische Berglandschaften mit endlosen Treppen und Leitern und in Kaminen verschwindenden Menschen, die er unter dem Eindruck des Zweiten Weltkriegs malte, entlehnte er dem riesigen Gefängnisbau “Penitenciaría Nacional” im Stadtteil Palermo, in dem sein Vater viele Jahre als Ingenieur arbeitete. Die gelben Mauern des Gefängnis-Kolosses, der 1963 abgerissen wurde, hat das Werk vieler Künstler und Literaten inspiriert – u.a. auch die Geschichten von Don Isidro Parodi, der Kriminalfälle von einer Zelle dieser Gefängnisanstalt aus löste, die Borges und Adolfo Bioy Casares unter dem Pseudonym H. Bustos Domecq schrieben.

Ein Intellektueller seiner Zeit

Xul2.jpgXul Solar wurde 1887 in Buenos Aires als Oscar Agustín Alejandro Schulz Solari geboren. Er war einziges Kind eines lettischen Vaters und einer italienischen Mutter. Ein Architekturstudium brach er nach zwei Jahren ab, und er lernte das Geigenspiel. Wie viele junge argentinische Intellektuelle der Zeit, verbrachte Xul Solar viele Studienjahre in Europa. Von 1912-1924 hielt er sich in London, Paris, Mailand und München auf. Abgesehen vom Studium der Kunstgeschichte und dem Kontakt zur europäischen Avantgarde begann Xul, sich mit dem Werk Rudolf Steiners und des englischen Esoterikers Aleister Crowley zu beschäftigen. So galt sein Interesse schon früh nicht allein der Kunst, sondern den Religionen, der Metaphysik, der Mythologie und der Astrologie. Xul schuf fast ausschließlich Aquarelle, aber seine Arbeiten waren weit über die rein künstlerische Betätigung hinaus immer Ausdruck seiner Suche nach einer allumfassenden Wahrheit, seines Drangs, Verbindungen und Netzwerke herzustellen zwischen Sprachen, Völkern, Religionen und Anschauungen. Der Künstler, der acht Sprachen beherrschte, beschäftigte sich auch Zeit seines Lebens damit, neue linguistische Systeme zu entwickeln. Für sein „neocriollo”, das das Spanische, Portugiesische und Elemente der Indianersprache Guaraní verbindet, schuf er sogar eine Grammatik; für seine „panlengua”, die eine universelle Weltsprache werden sollte, fehlte ihm die Zeit. Xul war zudem Erfinder, er entwickelte Spiele und schuf Musikinstrumente und Marionetten.

Im Werk von Xul Solar wird das Gefängnis von Palermo zu einem Symbol neben vielen anderen – seinen Fahnen, Schlangen, Buchstaben oder Bändern – und verwandelt sich in Berge, die Bienenstöcken gleichen, vergitterte Fenster oder Türme. Seine Visionen von einer neuen, modernen Stadt drückt er in Bildern von der Großstadt Buenos Aires aus, die immer erkennbar ist – am ehesten in den letzten, farbenfrohen, optimistischen Aquarellen seines Lieblingsorts – des Tigre-Deltas, wo er bis zum letzten Atemzug in seiner Werkstatt seiner künstlerischen Arbeit und metaphysischen Suche nachging.

Antonio Seguí – exzellenter Porträtist der Stadt

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Großstadtdschungel: “Paisaje urbano” (1998) von Antonio Seguí.

Jeder Künstler ist ein Sonderfall, aber Antonio Seguí, 1934 in Córdoba, Argentiniens zweitgrößter Stadt geboren und seit über 40 Jahren Bürger von Paris, ist ein Sonderfall der Sonderfälle. Wie gelingt es einem Künstler aus dem Landesinneren, wie kein zweiter das Großstadtleben der Hauptstadt zu porträtieren, wie kann ein so lange schon “im Exil” lebender Argentinier den argentinischen Großstadtmenschen auf so satirisch-liebevolle Weise darstellen, wie nur er es vermag? Man kann spekulieren, dass vielleicht gerade ein mit Seguís Sensibilität ausgestatteter “Außenstehender” dazu in der Lage ist, aber man muss auch der Tatsache Rechnung tragen, dass Seguís Kunst eine universelle ist – es ist “die Großstadt” an sich, die er malt, nicht unbedingt nur Buenos Aires (das Paris ohnehin sehr ähnelt), und “der Mensch” an sich, nicht unbedingt nur der “porteño” (Bewohner der Stadt Buenos Aires). Dennoch erkennt man in Seguís humorvoll-bösen, an Comics angelehnten Grafiken und Gemälden den aberwitzigen, hektischen Rhythmus der Stadt am Río de la Plata sofort, und die leicht verstaubte Ehrenhaftigkeit und Eitelkeit der “porteños”, deren fragile Identität Seguí als mit einem umso größeren Ego zugedeckt entlarvt.

Hassliebe und Ruhm

Antonio.jpgNur in der Großstadt Buenos Aires pulsiert das Leben des gigantischen Landes Argentinien, und dieses Leben ist ein gnadenloser, unerbittlicher Konkurrenzkampf. Antonio Seguí hat ihn am eigenen Leib erlebt, als er als junger Künstler, aus Córdoba kommend, in Buenos Aires sein Glück versuchte – wie so viele. Seitdem verbindet ihn eine Hassliebe mit dieser Stadt (die er im übrigen mit so manchem ihrer Bewohner teilt). Heute ist Antonio Seguí einer der erfolgreichsten argentinischen Künstler überhaupt. Im Mai 2005 hat ihm das renommierte “Centre Pompidou” in Paris eine umfassende Retrospektive gewidmet – die erste, die einem Argentinier zuteil geworden ist. Seiner Heimat Argentinien zeigte er seine Verbundenheit, als er dem Museum für Moderne Kunst von Buenos Aires im Jahr 2001 eine Sammlung von 300 Grafiken als Schenkung überreichte.

Florencio Molina Campos – Chronist der Pampa

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In vollem Galopp: Ein Werk von Florencio Molina Campos.

Der Künstler Florencio Molina Campos (1891-1959) hat mit seinen entzückenden, in den Bereich der Karikatur reichenden Darstellungen voller Liebe zum Detail und lichtdurchfluteter Energie wie kein zweiter das Leben auf dem Lande porträtiert, vor allem aber die Welt der Gauchos: ihre Reiterkunststücke, die Messerkämpfe oder das Truco-Spiel in der “Pulpería”, einem Treffpunkt, der Kneipe und Einkaufsladen zugleich war. Molina Campos’ Bilder schmückten seit 1931 über 15 Jahre lang die Kalender der Alpargatas-Schuhfabrik, mit denen er eine unvergleichliche Popularität erlangte – es waren 18 Millionen Exemplare von dieser “Pinakothek der Armen” im Umlauf, eine für die Epoche fast unvorstellbar hohe Zahl. Wenn man Glück hat, kann man auf dem berühmten Antik-Markt von San Telmo heute noch alte Alpargatas-Kalenderblätter mit den Abbildungen von Molina Campos erstehen. 1942 reiste Florencio Molina Campos in die USA, um mit Walt Disney einen auf seinen Zeichnungen basierenden Film zu produzieren. Im Museum Molina Campos kann man Fotos von Walt Disney und seinen Zeichnern in Argentinien bewundern, wohin sie extra reisten, um Florencio Molina Campos die Einladung zu überbringen.

Detailgetreuer Beobachter

molina2.jpgFlorencio Molina Campos verbrachte seine Kindheit zwischen Buenos Aires und den Ländereien seiner Eltern in der Provinz Buenos Aires und der Provinz Entre Ríos. In seinen Werken wird deutlich, welch unglaublich scharfer Beobachter er gewesen sein muss, denn jedes Detail in seinen Bildern ist bis ins letzte ausgearbeitet – die Kleidung der Gauchos, ihre Stiefel, ihre Waffen, das Zaumzeug der Pferde, Sättel, Steigbügel, usw. Das führt so weit, dass Molina Campos’ Werke bereits als historische Dokumente herangezogen werden. Das hervorstechendste Merkmal seiner Gemälde ist der tiefliegende Horizont, der nur etwa das untere Sechstel des Bildes ausmacht. Damit hat Molina Campos die unendlichen Himmel und die fast grenzenlos scheinende Weite der Pampa meisterhaft festgehalten. Dazu kommt seine Fähigkeit, Stimmungen zu schaffen – es ist vor allem die lebendige Dynamik seiner Werke, die diese so unverwechselbar macht.

Florencio Molina Campos malte ununterbrochen, weil er Spaß am Malen hatte, und wenn ihm das Material ausging, benutzte er sogar Ravioli-Kartons. Seine Bilder verkaufte er zu moderaten Preisen, es ging ihm nie darum, mit seiner Kunst reich zu werden. Zeit seines Lebens musste sich der Künstler den Vorwurf gefallen lassen, dass er Pferde im Galopp mit allen vier Hufen auf einmal in der Luft malte. Das sei unmöglich, wurde ihm gesagt. Er hielt dagegen, er male, was er sehe. Erst als die Technik etwas weiter vorangeschritten war, bekam Molina Campos recht: In der Zeitlupe im Film ist zu erkennen, dass zu einem bestimmten Zeitpunkt im Galopp das Pferd den Boden mit keinem seiner Hufe berührt.

Adressen / Direcciones

A-Z von Galerien, Kulturzentren und Museen
A-Z de Galerías y Espacios de Arte, Centros Culturales y Museos

fortabat

Als Service für unsere Leser veröffentlichen wir im folgenden eine Übersicht mit Adressen der Galerien, Kulturzentren und Museen, die in den Ausstellungskalendern von “Kunst in Argentinien” erschienen sind. Ein Anspruch auf Vollständigkeit wird nicht erhoben. Wer in die Liste aufgenommen werden möchte, kann die entsprechende Information an kia@magicaweb.com schicken.
Como servicio para nuestros lectores publicamos aquí una selección de direcciones de las Galerías y Espacios de Arte, Centros Culturales y Museos que aparecieron en las agendas de muestras de “Arte en Argentina”. Quien quiera figurar en la lista, puede mandar la información correspondiente a kia@magicaweb.com.

Foto:
Das schöne Fortabat-Museum in Puerto Madero ist immer einen Besuch wert.
Vale la pena visitar el Museo Colección de Arte Amalia Lacroze de Fortabat en Puerto Madero.

A

  • Alberto Sendrós, Pasaje Tres Sargentos 359, Buenos Aires. Besuche nur nach Voranmeldung per Telefon oder E-Mail. Tel.: (54-11) 4312 0995/5915, info@albertosendros.com.
    Alberto Sendrós, Pasaje Tres Sargentos 359, Buenos Aires. Visitas deben ser solicitadas por teléfono o email con anticipación. Tel, (54-11) 4312 0995/5915, info@albertosendros.com.
  • Alejandra Perotti Galería de Arte, Freire 1101, Ecke Zabala, Colegiales, Buenos Aires. Mo-Fr 15-19.30 Uhr, Sa nach Verabredung, Tel.: (54-11) 4553-0923.
    Alejandra Perotti Galería de Arte, Freire 1101, esq. Zabala, Colegiales, Buenos Aires. Lun-Vie 15-19.30 hs, Sáb con cita previa, Tel. (54-11) 4553-0923.
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