Die Zentralbank und die Kunst
Gelobt und umstritten: Der 7. “Concurso Nacional de Pintura Banco Central”
Von Susanne Franz
Eine interessante Mischung aus Werken aufstrebender und bekannter Künstler und die Präsenz eines großen alten Meisters, das sind die Zutaten, aus denen der diesjährige “Concurso Nacional de Pintura Banco Central” (Malereipreis der Zentralbank) besteht. Dieser am höchsten dotierte Kunstpreis Argentiniens – insgesamt wurden dieses Jahr 382.000 Pesos Preisgeld verteilt – wurde zum siebten Mal vergeben, und auch diesmal handelt die Bank getreu ihrem Vorhaben, die argentinische Kunst im ganzen Land bekannter zu machen: 2014 wird die Ausstellung der ausgewählten und prämierten Werke, die zunächst bis zum 5.12. im Museo Histórico y Numismático Dr. José Evaristo Uriburu (h) in Buenos Aires zu sehen ist, durch verschiedenen Städte des Landesinneren tingeln.
Der große alte Star ist Gyula Kosice. Er erhielt am 5. November bei der Eröffnung im Münzmuseum den mit 100.000 Pesos dotierten “Gran Premio Homenaje”, den Großen Hommage-Preis, aus den Händen der gut gelaunten ZB-Präsidentin Mercedes Marcó del Pont. Dem Künstler und Begründer der abstrakten Bewegung Madí wird gerade im Centre Pompidou in Paris eine Ausstellung gewidmet, die seine abstrakten Jahre umfasst. Kosice wird aber vor allem als Erschaffer von hydrokinetischen Objekten aus Wasser, Licht und Bewegung gefeiert. Eins dieser Werke hat die Zentralbank nun erworben, zwei weitere aus der Madí-Periode des Künstlers sind als Leihgaben in der Ausstellung zu sehen.
Die für den “Gran Premio” zuständigen Juroren Liliana Piñeiro, Juan Doffo und Diana Saiegh haben nur lobende Worte für Kosice. “Er ist ein Vorreiter”, sagte Saiegh, Direktorin des Museo de Arte Tigre, bei der Eröffnung, und Piñeiro, ihres Zeichens Direktorin des “Museo del Bicentenario”, schwärmte über den 89-Jährigen: “Er hat einen überaus wichtigen Beitrag zur argentinischen Kunst geleistet!” Doffo, selbst ein anerkannter und verehrter Künstler, nannte Kosice einen Avantgardisten.
Die Auswahl der Werke des Malereipreises sorgte neben einigem Lob bei der Kritikervorbesichtigung am Mittag des Eröffnungstages aber auch für Furore. Vor allem Werke wie das pinkfarbene Geflecht aus Stacheldraht von Marcos Figueroa, das einen der Preise abräumte, oder die digital bearbeitete Fotografie “Hogar, dulce hogar” von Gabriela Francone ließen die Frage laut werden, ob sich der “Malereipreis” nicht vielleicht besser “Preis für Bildende Künste” nennen sollte. Kurator Alberto Giudici lehnt dies ab, er findet, dass man den Weg zur Grenzüberschreitung in andere Disziplinen sogar noch mehr öffnen sollte. “Ich halte es sowieso mit dem großen Yuyo (Luis Felipe Noé)”, sagte Giudici lächelnd: “Alles ist Malerei!”
Die Ausstellung ist bis zum 5. Dezember im “Museo Histórico y Numismático Dr. José Evaristo Uriburu (h)”, San Martín 216, Buenos Aires, zu sehen. Öffnungzeiten sind montags bis freitags 10-17 Uhr, der Eintritt ist frei.
Foto:
Gyula Kosices Werk “Gota de agua móvil Azul y Blanca” aus Plexiglas, bewegtem Wasser und LEDs (72 x 50 x 18 cm, 2012) gehört jetzt zur Sammlung der argentinischen Zentralbank.