Der alte Mann und die Kunst
Künstler Raúl Lozza gestorben
Von Susanne Franz
“Kunst, die nur nachahmt und keine Veränderungsprozesse auslöst, darf sich nicht Kunst nennen”, schrieb der argentinische Künstler Raúl Lozza im Jahr 1947 in seinem “Manifiesto Perceptista”. Der großartige und doch immer bescheidene Denker, Lehrmeister und Mitbegründer der Gruppe “Arte Concreto-Invención” der 1940er-Jahre , der dann in Theorie und Praxis seine eigene abstrakte Kunstrichtung, den “perceptismo” (etwa: auf Wahrnehmung basierende Kunst) entwickelte, starb am Sonntag, dem 27. Januar, im Alter von 96 Jahren in Buenos Aires. Der Linksintellektuelle und Utopist sah sein dichtes geometrisches Werk nie losgelöst von gesellschaftlichen Abläufen, sondern als Denkanstoß und Motor für Veränderungen und Verbesserungen an. Sehr am Herzen lag ihm der Kontakt mit Schülern und jungen Künstlern, den er vor einigen Jahren jedoch aufgeben musste. Lozza hatte zuvor immer wieder in Vorlesungen und Hunderten von Artikeln sein künstlerisches Konzept dargelegt. Er war darüber hinaus auch noch im hohen Alter in mehreren Bürgerrechtsbewegungen aktiv gewesen.