Begegnung zweier Genies

“Franz & Albert” thematisiert ein fiktives Treffen Einsteins mit Kafka

Von Michaela Ehammer

franzundalbert
Fast zeitgleich mit der Entdeckung der Gravitationswellen, deren Existenz Albert Einstein sich sicher war, ist das Stück “Franz und Albert” des Journalisten und Dramaturgen Mario Diament wieder aufgenommen worden. Mit einem einfachen Szenenbild, zwei Genies und vielen grundlegenden Gedanken, verpackt in grandiose Dialoge, ist unter der Regie von Daniel Marcove ein wahrhaftes Meisterwerk entstanden. Ein Werk, das unter anderem auch wegen der talentierten Theaterschauspieler viele Nominierungen und Auszeichnungen erhalten hat.

Den bedeutenden Schriftsteller des literarischen Welterfolgs “Die Verwandlung” und den berühmten Wissenschaftler mit den zerzausten Haaren, den Vater der Relativitätstheorie, kennt wohl ein jeder. Doch was passiert, wenn sich zwei Größen wie Franz Kafka und Albert Einstein zum ersten Mal begegnen?

Mozarts Musik erklingt und das Theaterstück beginnt. Wir befinden uns in Prag, im Jahre 1911, in der Österreichisch-Ungarischen Monarchie. In den nächsten eineinhalb Stunden werden wir zu Zeugen der Begegnung der beiden Genies, die das 20. Jahrhundert geprägt haben. Als Einstein nach seinem fulminanten Geigenauftritt die Szene betritt und auf den am Boden knienden Kafka trifft, prallen zwei Welten aufeinander, die anfangs unterschiedlicher gar nicht sein könnten: Kafkas trauriges und ruhiges Gemüt, dessen Leben geprägt ist von Ängsten und Selbstmordgedanken und der trotz seiner Neugier und dem Hang zum “Anderssein” den strengen, archaischen Regeln seines Vaters folgt, trifft auf Einsteins quirlige Person. Ein verheirateter Familienmann, der, wie es scheint, den Sorgen seines Alltags in der Musik, im Alkohol und im Pfeifentabak zu entfliehen versucht und sich mit aller Leidenschaft der Wissenschaft verschrieben hat.

All das bietet einen hervorragenden Stoff für ein bühnenreifes Theaterstück. Beide verstehen nicht viel vom Fach des anderen, bringen dem Gegenüber aber Neugier und Interesse entgegen. Mit der Zeit kommen sich Kafka, gespielt von Miguel Sorrentino, und Einstein, dessen Rolle Julián Marcove übernimmt, näher und geben uns einen Einblick in die Tiefen ihrer Seelen: Ihre Ängste, Sorgen und Träume kommen ans Tageslicht und eine Freundschaft scheint sich anzubahnen. Mit einem Walzer tanzen sie beschwingt in eine wunderbare Zukunft. Und am Ende ist auch der Zuschauer beiden näher, als er zuvor gedacht hätte.

“Franz & Albert” wird sonntags um 20.15 Uhr im Teatro El Tinglado, Mario Bravo 948, aufgeführt. Reservierungen unter Tel.: 4863-1188.

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