Tänzerische Reise in den Orient
„Zero Degrees“ von Akram Khan und Sidi Larbi Cherkaoui auf dem VI. Internationalen Theaterfestival von Buenos Aires
Von Christina Liebl
Große Übereinstimmung herrschte zwischen den beiden Tänzern Akram Khan (links) und Sidi Larbi Cherkaoui.
Auf der Suche nach dem Ursprung der eigenen Familie fährt ein junger Mann nach Bangladesh und Indien. Diese Reiseerlebnisse und Anekdoten sind es, die in „Zero Degrees“ tänzerisch umgesetzt werden. Als Sohn muslimischer Einwanderer lebt der junge Mann in Europa und hier wie dort steht er zwischen zwei Kulturen. Dieser ähnliche kulturelle Hintergrund verbindet die beiden Tänzer Akram Khan und Sidi Larbi Cherkaoui, ersterer in England aufgewachsen, der andere in Belgien.
Sowohl mit Elementen des indischen und orientalischen Tanzes, als auch des Jazz-Tanzes und des klassischen Balletts wurden Szenen wie die Wut des Reisenden in der Konfrontation mit korrupten Zollbeamten oder mit ihm unverständlichen Verhaltensweisen und Bräuchen umgesetzt. Humoristische Elemente wie Synchronerzählen und dabei die gleiche Gestik verwenden und der bewusst lässige Ton kontrastierten gekonnt mit den ernsthaften, subtilen und originellen Tanzbewegungen. Besonders gelungen war das Zusammenspiel der beiden Tänzer, deren unterschiedliche Stile harmonisierten und sich ergänzten.
Dabei wurde die puristische Bühnengestaltung des Künstlers Antony Gormley mit einbezogen, die nur aus zwei weißen Puppen und gleichfarbigen Wänden bestand. Besonders überzeugte die Beleuchtung, die durch geschickte Handhabung die Schatten der beiden Darsteller zu einem verschmelzen ließ oder es trotz Distanz auf der Bühne ermöglichte, dass sich die Umrisse die Hand gaben. Die vielseitig verwendbaren Puppen nutzten Khan und Cherkaoui für eine kontrastreiche Darstellung von Fremdbestimmtheit, Bewegung und Gelähmtheit, während der auch die Tänzer in die Rolle des Bewegungslosen, vom Anderen als Spielball Verwendeten schlüpften.
Ein Quartett, bestehend aus Violine, Cello, Schlagzeug und Gesang untermalte die Vorstellung. Orientalische und indische Klänge charakterisierten die Musik, die von dem bekannten Produzenten und Komponisten Nitin Sawhney für das Stück kreiert worden war. Durch ihre witzige und kreative Darbietung bewiesen die beiden Tänzer, dass sie zu Recht Träger zahlreicher internationaler Preise sind.
Erschienen im “Argentinischen Tageblatt” vom 15.09.07.
Die vielseitig verwendbaren Puppen nutzten Khan und Cherkaoui für kontrastreiche Darstellungen.