Klingende Bilder

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Edu Fellers Fotoshow „Música de cámara“

Von Susanne Franz

Foto von Edu FellerTöne, Melodien, Klang, Rhythmus – plötzlich füllt Musik die Stille. Sie dringt über das Ohr nach innen, wird fortgesetzt über feinste Härchen, springt weiter, übersetzt in elektrische Impulse. Gleitet, gebettet in chemische Botenstoffe, von Zelle zu Zelle. Breitet sich aus. Gelangt dorthin, wo das Schweigen unendlich ist. Der äußere Reiz hat sich in Gefühl verwandelt. Kloß im Hals, Enge in der Brust, Wärme im Bauch. Der Körper klingt. Plötzlich ist wieder Stille. Aber sie vibriert.

Ist es möglich, das Entstehen und das Erleben von Musik als eine Art Zustand in Bildern auszudrücken? Kann man die Kommunion von Musik-Machen – Künstler und Instrument eins – und Musik-Hören/Fühlen sichtbar machen? Der Fotograf, Videokünstler und Uniprofessor Edu Feller kann es. Ihm ist mit seiner Fotoserie „Música de cámara“ ein unmöglich scheinendes Experiment geglückt. Er zeigt die Musiker im Moment, in dem sie ihren Instrumenten Magie entlocken, entrückt, am Ort der Kreativität und Improvisation. Und er ist selbst, hinter der Linse seiner Kamera, Empfänger: Hörender und Fühlender.

Zwei Jahre lang hat Edu Feller Live-Konzerte von Künstlern wie z.B. Hugo Fattoruso, Roberto Fats Fernández oder Ernesto Jodos in dem Konzert-Café „La Revuelta“ besucht und fotografiert. „La Revuelta“ (Alvarez Thomas 1368) ist eine etwas abseits vom Zentrum gelegene, von Kennern des Ambiente geschätzte Jazz-Kneipe zwischen Belgrano und Villa Urquiza. Hier, sozusagen am „Tatort“, kann man noch bis Ende Februar eine Ausstellung von Edu Fellers künstlerischer Arbeit bewundern. Darüber hinaus hat er ein Postkarten-Buch mit den Fotos herausgegeben. Einen gewissen Eindruck bekommt man auch, wenn man die Webseite www.musicadecamara.com.ar anklickt.

Man begegnet einer interessanten Mischung aus gestochen scharfen oder verschwommenen Künstler-Porträts voller Hingabe und Konzentration und bewegten, spannungsgeladenen Konzert-Impressionen, aus schwarz-weißen oder altmodisch-sepiafarbenen Werken und modernen Experimenten. Alle Fotos haben gemeinsam, dass sie einen verzauberten Moment der Vereinigung durch die Musik darstellen. Und sie machen Musik tatsächlich, für einen winzigen Moment, in Bildern sichtbar.

(Das Foto zeigt Horacio Fumero und León Gieco.)

Der Artikel erschien am 12.2.2005 im “Argentinischen Tageblatt”.

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