Kunstgenuss der besonderen Art

Sammlung Rufino Tamayo in der Fundación Proa

Von Susanne Franz

Die Fundación Proa im Stadtteil La Boca, die immer ausgezeichnete Ausstellungen zeigt, präsentiert im Moment eine der besten Kunstschauen in Buenos Aires: 100 Werke aus der Sammlung des mexikanischen Künstlers Rufino Tamayo. Tamayo begann in den 1960er Jahren gemeinsam mit seiner Frau Olga, Werke der bedeutendsten Künstler des 20. Jahrhunderts zu sammeln. Im Jahr 1981 richtete er mit öffentlichen und privaten Mitteln sein „Museo Rufino Tamayo“ ein, das zu einem der zentralen Kunsttempel Lateinamerikas avancierte. Rufino sei vor allem nach didaktischen Kriterien vorgegangen, heißt es in dem dünnen Begleitkatalog zur Ausstellung in Buenos Aires. Er wollte seinen Landsleuten einen möglichst umfassenden Überblick über die wichtigsten Tendenzen der zeitgenössischen Kunst verschaffen, und habe sich weniger nach seinen persönlichen Vorlieben gerichtet. Dennoch spürt man in jedem Werk der exquisiten Auswahl ausgesuchter Werke den unfehlbaren Geschmack des Kunstkenners und Ästheten Tamayo. Hervorzuheben ist auch sein Bemühen, die lateinamerikanische Kunst in den Reigen der bedeutenden Europäer und Amerikaner einzubinden, was ihm auf beeindruckende Weise gelingt.
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Die von Juan Carlos Pereda und Cecilia Rabossi kuratierte Ausstellung in der Fundación Proa zeigt unter anderem in Saal 1 Werke, in denen der menschliche Körper im Zentrum steht, u.a. von Max Ernst, Pablo Picasso (Foto), Francis Bacon und Roberto Matta, in Saal 2 abstrakte Werke, u.a. von Rothko, Hartung und Tápies, in Saal 3 Christo, Warhol und Lichtenstein, und in Saal 4 kinetische Kunst (Vasarely, Le Parc, Soto, Polesello).­

(„Arte del Siglo XX“: Sammlung des Museums Rufino Tamayo, Mexiko. Fundación Proa, Av. Pedro de Mendoza 1929, La Boca. Di-So 12-19 Uhr. Eintritt 3 Pesos, Studenten 2 Pesos, Rentner 1 Peso. Bis 18.9.)

Der Artikel erschien am 20.8.05 im “Argentinischen Tageblatt”.

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