Das Leben ist kein Picknick
Gemälde von Rosemarie Allers im Centro Cultural Recoleta
Von Susanne Franz
Die neue Gemäldeausstellung von Rosemarie Allers im Centro Cultural Recoleta trägt den etwas beunruhigenden Titel „Picnic en el precipicio“ (Picknick am Abgrund). „Wovon ich aber eigentlich spreche, ist der Blick, dem sich ein ganzer Horizont öffnet“, erklärt die Künstlerin. „Es geht mir um die Frage, inwieweit man als Person in der Gesellschaft – im Leben – Stellung bezieht, inwieweit man sich selbst einbringt.“ Das Leben sei kein Picknick, das meint die Malerin nicht nur in einem konkreten, materiellen Sinn, da ohnehin zu viele Menschen am Rande des Abgrunds leben, sondern sie will ausdrücken, dass man selbst etwas bewirken kann, indem man eine Entscheidung zum aktiven Leben trifft.
In Allers’ dramatisch-expressionistischen Gemälden steht die Frau, der weibliche Körper im Vordergrund, verfremdet mit Vogel- oder auch Engel-Eigenschaften, wobei die körper- und naturverbundenen Farben und der theatralische Einsatz schwarzer Striche und Flächen deutlich macht, dass hier keine ätherischen Wesen dargestellt werden sollen, sondern Frauen in ihrer Körperlichkeit. Entscheidungsfreude und Selbst-Gewissheit.
(Rosemarie Allers, „Picnic en el precipicio“, Gemälde. Centro Cultural Recoleta, Saal 6, Junín 1930. Di-Fr 14-21, Sa, So und feiertags 10-21 Uhr, Eintritt 1 Peso. Bis 4.9.)
Der Artikel erschien am 27.8.05 im “Argentinischen Tageblatt”.
7/12/11 a las 7/12/2011
Ja, heute habe ich Allers`Gemälde im Seehotel Potsdam Hermannswerder entdeckt. Wunderbar. Genau, wie im Artikel beschrieben. Ich habe an der Rezeption nachgefragt und erhielt den Hinweis auf Rosemarie Allers.
Beeindruckt und erfüllt
C. v.Faber