Fassadenkletterer vs. Mini-Tänzer

Margarita Balis „Pizzurno pixelado“

Von Susanne Franz

Mit Pauken und Trompeten geht es los. Die Fassade des Erziehungsministeriums „Palacio Pizzurno“ wird in rötlich-blaues Licht getaucht. Plötzlich erscheinen Projektionen von zwei riesigen Tänzern, die beginnen, sich an den Fensterreihen des imposanten Gebäudes hochzuziehen, wieder abstürzen, sich an den Händen fassen, sich helfen und behindern. Schließlich schaffen sie es, oben anzukommen. Die zwei vervielfältigen sich, immer neue Gestalten purzeln über das Gebäude hinweg. Sie tanzen mit ihm, liebkosen es, vereinen sich in fast erotischen Verschlingungen mit seiner Architektur.

Die Lichtshow und die in allen Variationen ausgekosteten, gigantischen, multiplizierten Projektionen von Tänzern und Schauspielern, kombiniert mit der eigens von Jorge Sad komponierten, passenden Musik, lassen den Zuschauer gebannt vor Margarita Balis Spektakel stehen – das erste, das am 10. September im Rahmen der „Cruce“-Kunstprojekte des Theaterfestivals gezeigt wurde.

Bis sie auf einmal „echte“ Tänzer auf den Balkonen und hinter halb geöffneten Fenstern auftreten lässt. Der ganze Zauber verfliegt mit einem Schlag, der großartige Eindruck weicht Ernüchterung. Die Tänzer sind zu klein von weitem und wirken hilflos gegen ihre Riesen-Video-Konkurrenz. Schon in Margarita Balis letztem Tanzstück „Zoom“ hatte man den Eindruck bekommen, dass die Choreographin sich wagen sollte, ganz auf Video umzusteigen und sich nicht mehr zu bemühen, den Tanz noch als solchen in ihr Werk einzubauen. Er bleibt nur auf der Strecke, während ihr auf der anderen Seite auch nicht gelingt, die Hand nach wahrer Größe auszustrecken.

Der Artikel erschien am 24.9.05 im „Argentinischen Tageblatt“.

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