Schweigende Macht der Farben

Alfredo Planks erste Ausstellung seit fünf Jahren in Buenos Aires

Von Susanne Franz

Auf dem nackten Körper einer Frau steht in roten Buchstaben ein Gedicht von Friedrich Hölderlin: „Ein Zeichen sind wir, / deutungslos, schmerzlos sind wir / und haben fast die Sprache in der Fremde verloren.“ Das Gemälde „La mujer ilustrada“ (Die beschriftete, oder auch, im Doppelsinn: Die gebildete Frau) des Künstlers Alfredo Plank, 1937 in Buenos Aires als Sohn deutscher Eltern geboren und im Herzen waschechter Münchner, ist eines seiner jüngsten Werke, die er in seiner ersten Ausstellung seit fünf Jahren in Buenos Aires in der Galerie Agalma zeigen wird. Agalma hatte Plank dieses Jahr im Mai auch auf der wichtigsten Messe zeitgenössischer Kunst in Argentinien, arteBA, in ihrer Künstlerpalette. Am 12. Oktober eröffnet sie nun seine bedeutende Einzelausstellung, die Plank „Amor-Arte-Pasión“ (Liebe-Kunst-Leidenschaft) genannt hat. Ein Titel, unter dem man eigentlich sein ganzes Künstlerleben zusammenfassen kann, in beliebiger Reihenfolge.­

Die Liebe spielt natürlich die Hauptrolle.Planks Liebe zur Literatur, die er in Porträts seiner bevorzugten Schriftsteller (Antonin Artaud, Boris Vian, Ramón del Valle Inclán) oder -künstler (Fritz Lang, Modigliani) zum Ausdruck bringt. Seine Liebe zu den Frauen („Pandora“, „Aquella playa en Nouakchott“, „Elena y Betsabé“) – seine Liebe zur Liebe („Homenaje al Amor“). Nicht minder bedeutend in Planks leidenschaftlichem künstlerischen Bekenntnis, das er in jedem Werk ablegt, ist sein herrlicher, oft drastischer Humor. Ein mit einem Lampenschirm bekleideter Transvestit („Fasching“) oder Freud mit seiner nackten Enkelin auf dem Schoß („Sigmund y su nieta“) – Plank hat einen Sinn für das Gewagte.
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Den spürt man ohnehin in jedem Pinselstrich, jeder Kurve eines Gesichts oder eines Körpers, in jeder Fläche, jeder Schräge. Aber vor allen Dingen in den Farben. Sein Acryl mischt er nie, er benutzt den Originalfarbton aus der Tube. Von seinen vielen Reisen hat er sie aus aller Herren Länder mitgebracht, denn: „Ein Orange aus den Vereinigten Staaten ist nicht dasselbe wie eines aus Deutschland“. Selten hat man ein solches Blau, ein solches Grün, ein solches Gelb gesehen. Selten so leuchtende Körper. Nie zuvor solche Kompositionen.­

Alfredo Plank, der im Jahr 1959 sein Kunststudium in Buenos Aires abgeschlossen hat, verbrachte danach drei Studienjahre in München und Paris. Seit 1963 stellt er seine Gemälde mit Erfolg in Argentinien und dem Ausland aus. Im Jahr 1973 gewann er das Dürer-Stipendium des Deutschen Akademischen Austauschdienstes, der ihn auch im Jahr 1993 wieder zu einer dreimonatigen Vortragsreise einlud. Planks Werke finden sich in zahlreichen Privatsammlungen und Museen in Argentinien, Deutschland, Brasilien, Mexiko, Spanien, Andorra, der Schweiz und den USA. Der Künstler lebt abwechselnd in Buenos Aires, Barcelona und München – und dort zieht es ihn nach Ende seiner Ausstellung am 8. November auch wieder hin.
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(Alfredo Plank, „Amor-Arte-Pasión“, Gemälde. AGALMA, Libertad 1389. Mo-Fr 12-20, Sa 11-13.30 Uhr. Eröffnung: 12.10., 19 Uhr. Bis 8.11.)

Der Artikel erschien am 8.10.05 im “Argentinischen Tageblatt”.
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2 comentarios sobre “Schweigende Macht der Farben”

  1. Dr. Joachim Ph. Kerz dice:

    Susanne Franz beschreibt Alfredo Plank sehr gut. Ich habe Alfredo 1959 oder 1060 in München kennengelernt, war mit ihm befreundet. Sein Empfinden für Farben hat er mir gegenüber einmal bekennerhaft gestanden wie man ein leidenschaftliches Liebesverhältnis gesteht. Es war Van Gogh, der ihn beeindruckt hatte. Das alles war bevor er, wie ich jetzt feststelle, ein bekannter Maler wurde. Leider habe ich ihn seit dem aus den Augen verlorenl. All die Jahre habe ich seitdem, der ich sehr viel rationaler bin, mit seinen Augen Bilder betrachtet.


  2. alfredo plank dice:

    Ich möchte gerne wissen wie ich mit Herrn Dr.Joachim Ph.Kerz in verbindung kommen könnte.

    Bitte wenn möglich meine mail Adresse angeben.Besten dank!!
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