Malerei als Dokumentation
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Patricio Larrambebere malt die Geschichte der PanAm
Von Susanne Franz
„Verlasst das Land nicht ohne uns!“ (Don’t leave the country without us!) war einer der Slogans der legendären US-amerikanischen Fluglinie PanAm, flott dahingeschrieben in klarem, werbewirksamem Design. PanAm war ein Gigant, ein Mythos, die Verkörperung des „amerikanischen Traums“. PanAm-Gründer Juan Terry Trippe baute seit 1927 ein Imperium auf, das über Jahrzehnte hinweg in fast allen Bereichen des Flugwesens Pionierarbeit leistete. PanAms Glanz überstrahlt noch bis heute die Tatsache, dass dieses Imperium zusammengebrochen ist. Denn nach dem Terroranschlag auf eine PanAm-Maschine, die auf das schottische Lockerbie stürzte, kam der Luftlinienriese nie wieder auf die Beine und ging nach Rückschlägen und Fehlspekulationen im Jahr 1991 bankrott.
Der Maler Patricio Larrambebere war schon als Kind von PanAm fasziniert. Ihm gefiel die Schrift, er sammelte Logos, Slogans, Kofferanhänger, Zeitungsausschnitte. In seiner Ausstellung „The Chosen Instrument“ (Code-Name der US-Regierung für ihren mächtigen privaten Alliierten) über die Geschichte der PanAm, die bis zum 28. Januar in der Galerie ZavaletaLab gezeigt wird, ist unter anderem ein Bilderrahmen mit dergleichen Artikeln zu sehen. Diese „Fußnoten“ bereichern Larrambeberes bemerkenswerte Gemäldeausstellung, in der er mit vollkommener Freiheit und schlafwandlerischer Stilsicherheit den Weg des Giganten nachzeichnet. Dabei bezeugt er zwar Respekt und übt auch hier und da mit Augenzwinkern gewürzte Kritik, nimmt aber im Großen und Ganzen die Haltung eines „Dokumentar-Malers“ ein, in der er sich sehr wohl zu fühlen scheint.
So steht der Betrachter vor einem entzückenden Aquarell, das den ersten Luftpostflug der PanAm dokumentiert. Larrambebere legte dem Gemälde eine Postkarte von 1929 zugrunde, die von einem PanAm-Piloten zu diesem Anlass entworfen worden war. Das Triptychon „Lockerbie“ basiert auf verwackelten Videoaufnahmen von dem Flugzeugwrack und der Bergung der Toten. Die verschwommenen, verzerrten Bildfragmente, auf ein großes Format übertragen, vermitteln die erschütternde Tragik des Terroranschlags. Ein anderes Gemälde hat ein aus dem Internet heruntergeladenes Foto als Auslöser, das ein Militärfahrzeug vor einem Passagierflieger der PanAm zeigt. Das letzte Flugzeug der PanAm malt Larrambebere auf galvanisiertes Blech, so als bannte er es direkt auf den Flugzeugbauch.
Larrambeberes Ausstellung von 11 Gemälden ist intelligent, witzig, kreativ und nostalgisch, aber vor allem ist jedes einzelne Werk ein beeindruckender Beweis künstlerischer Perfektion.
(Patricio Larrambebere, „The Chosen Instrument“, Gemälde. ZavaletaLab, Arroyo 872. Bis 28.1.)
Der Artikel erschien am 7.1.06 im „Argentinischen Tageblatt“.