Untertauchen im Bermuda-Dreieck
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Ausstellungen bei Ruth Benzacar, Klemm und im CCEBA
Von Susanne Franz
In der “Fundación F.J. Klemm” ist neben dem “IX. Klemm-Kunstpreis” auch eine Ausstellung mit Porträts des 2002 verstorbenen, betrauerten Künstlers, Kunstsammlers, Förderers und TV-Moderators zu sehen (hier ein Porträt von Delia Cancela).
Im “Bermuda-Dreieck” der mitten im Herzen von Buenos Aires gelegenen Kunstgalerien “Ruth Benzacar” (Florida 1000), “Fundación F.J. Klemm” (M.T. de Alvear 626) und dem spanischen Kulturzentrum CCEBA (Florida 943) kann der Kunstfreund tief in die Geheimnisse der zeitgenössischen Kunst eintauchen – ohne dabei verlorengehen zu müssen.
Die drei zu den renommiertesten und feinsten Adressen zählenden Kunsttempel liegen nur wenige Meter voneinander entfernt und allesamt unter der Erde. In jeder der drei Galerien wollte der Künstler Martín Bonadeo sich in den Kreislauf der Überwachungskameras einklinken und jeweils einen Monitor installieren, auf dem zu sehen ist, was sich in einer der anderen drei Galerien abspielt. Sein Plan war, auf diese Arte und Weise einen “Geschlossenen Kunstkreislauf” zu simulieren. Das Projekt scheiterte an zahllosen bürokratischen Hürden und erwies sich als undurchführbar. Es wird als solches (in der Entwicklungsphase) im CCEBA im neu erdachten MI-Raum gezeigt (MI=Mission Impossible). Die Ausstellung ist symptomatisch für den argentinischen Kunstbetrieb, der Spitzenkünstler hat, deren Projekte nicht verwirklicht werden können.
Unter den vielen “kleineren” Ausstellungen, die momentan im CCEBA laufen, muss man zudem die Videos junger spanischer Künstler und Künstlergruppen (“Miradas Breves”) und die Fotografien von Alejandra Urresti als besonders gelungen hervorheben.
Am Mittwoch eröffnete die Galerie Ruth Benzacar die Saison 2006 mit einer Ausstellung von Ernesto Ballesteros, der u.a. einen riesigen Berg dunklen Garns am Boden der Galerie zeigt. Man erfährt, dass es 40.000 km sind, genau der Umfang der Erde. Die Installation macht dem Betrachter auf sensible Weise die Zerbrechlichkeit des Planeten bewusst. Unterstrichen durch eine Sound-Installation mit sphärischen Klängen, wird die Ausstellung durch monochrome Zeichnungen an den Wänden ergänzt, die an poetische Landschaften erinnern. Ballesteros hat diese Zeichnungen – ganz in der Tradition der Alten Meister – in Gemeinschaftsarbeit mit mehreren Helfern geschaffen: Auf diese Art und Weise stellt er subtil die Frage nach der Autorenschaft eines Kunstwerks.
Ernesto Ballesteros’ Ausstellung besitzt einen Unterton distanzierter Trauer, und deshalb berührt die leidenschaftliche Intensität der Gemälde Valentina Liernurs im “Nuevo Espacio” der Galerie um so stärker. Für diejenigen, die auch im Falle Liernurs um ein Verständnis der neuen Formen der Kunst ringen, empfiehlt sich die Lektüre des ausgezeichneten Prologs von Leopoldo Estol im Katalog.
Der Artikel erschien am 01.04.06 im “Argentinischen Tageblatt”.