Abschied von der Kindheit (2000)

“De los juegos y otras ilusiones” von Daniel Zelaya

Von Susanne Franz

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Mit einer unbestimmten Trauer denkt jeder an das Ende seiner Kindheit, den Moment (den Prozess?), in dem sich der “Verlust der Unschuld” vollzogen hat. Das beste symbolische Bild dafür ist die Verstoßung Adams und Evas aus dem Paradies, nachdem sie die Frucht vom Baum der Erkenntnis gegessen haben. Unwiederbringlich ist die Zeit des Vorbewusstseins verloren, wenn das Bewusstsein begonnen hat, zu funktionieren. Allenthalben bleiben nur Fetzen nebelhafter Erinnerung.

Das Bild lässt sich auf viele andere Lebensbereiche übertragen, so auf die Ebene der Politik. Auch eine junge Demokratie muss (sollte?) irgendwann den Spielplatz verlassen und mit ernsthaften Entscheidungen auch dem Wohl des Volkes, das sie angeblich konstituiert, dienen.

Über die Ausstellung “De los juegos y otras ilusiones” des Künstlers Daniel Zelaya kann man eine Menge philosophieren. Neben ihrer technischen Perfektion transportieren die subtil surrealistischen Gemälde des Meisters (der mit seiner Familie während der Militärdiktatur lange Jahre in Deutschland gelebt hat) eine gewisse Trauer und Desillusionierung, sind aber teils auch schrill-ironisch überzogen und halten so die Überlebensstrategie des Humors bereit.

Dieser Artikel erschien am 19.08.2000 im “Argentinischen Tageblatt”.

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