Marke Pérez Celis (2000)

Ein populärer argentinischer Künstler verbindet Markt und Tränendrüsen

Von Susanne Franz

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“Xentenario”, 173 x 198 cm, zum 100-jährigen Jubiläum
des Fußballclubs Boca Juniors 2005.

Der Mann versteht sich zu verkaufen. Für einen Künstler ist Pérez Celis in Argentinien sehr bekannt und wird allgemein geschätzt – vielleicht kennt man sein Werk nicht, seinen Namen aber bestimmt. Als leidenschaftlicher Boca-Fan gestaltete er ein Poster seiner Lieblings-Fußballmannschaft, das bringt ja mindestens schon einmal die Hälfte (plus einen) der Argentinier auf seine Seite. Im letzten Jahr gestaltete er das Programmheft und die Plakate des erfolgreichen Internationalen Theaterfestivals von Buenos Aires. Für verschiedene Universitäten der Provinz Buenos Aires hat der Künstler monumentale Wandmalereien geschaffen, was ihn in den Blickpunkt der Studierenden rückt und als einen dastehen lässt, der um Dinge wie Erziehung und Jugend bemüht ist. Seine Malerei ist eingängig und – wie seine Person – populär.

Vielleicht appelliert der Mann im Rahmen seiner jüngsten Ausstellung (im schönen Palais de Glace) nun aber doch zu massiv an die Gefühle des breiten Publikums. “Tributo” nennt er seine Exposition – und wen ehrt er? Seine Mutter und seine beiden verstorbenen Ehefrauen, die drei Frauen in seinem Leben, die das Genie so sehr unterstützt haben… Welch hehre Geste, welch Pathos. Was wäre er gewesen ohne diese Frauen, scheint er dem Publikum mitteilen zu wollen, ohne seine Musen, denen er nicht zuletzt seine Kreativität zu verdanken hat? Die Tränendrüsen werden angestrengt. Der gerührte Ausstellungsbesucher kann doch jetzt nicht einfach gehen, ohne am Eingang eine Pérez-Celis-Schirmmütze gekauft zu haben, oder – noch besser – ein Pérez-Celis-T-Shirt, einen Pérez-Celis-Kugelschreiber oder eine der billigen Reproduktionen seiner Werke, wo doch Pérez-Celis-Originale nicht gerade erschwinglich sind!

Eine rührende Hommage-Ausstellung, verbunden mit kühl kalkulierter Marktstrategie – irgend etwas passt hier nicht zusammen. Vielleicht hat sich Pérez Celis diesmal zu gut verkauft: Seine Künstlerexistenz droht zu einem Markennamen zu verkommen.

Die neuesten monumentalen Gemälde, die im Hauptraum des Palais de Glace zu sehen sind, reichen nicht an die Qualität der Werke aus den früheren Jahren Pérez Celis’ heran. In den Nebenräumen des Saales ist die Geschichte des populären Argentiniers aber sehr schön und anhand von wertvollen Bildern dokumentiert. Der Besucher geht also doch einigermaßen zufrieden nach Hause, natürlich nicht, ohne vorher in der Pérez-Celis-Bar einen Kaffee getrunken zu haben. Immerhin geht ein Prozentsatz der auf der Ausstellung eingenommenen Gelder an das Kinderhospital Garrahan…

Dieser Kommentar erschien im Jahr 2000 im “Argentinischen Tageblatt”.

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