Einsamkeit und Phantasie (2000)
Pablo Canedo stellt bei Atica aus
Von Susanne Franz
Voller Geheimnisse und Widersprüche steckt das auf den ersten Blick ruhig und ereignislos erscheinende Werk des Cordobeser Künstlers Pablo Canedo, dessen Schaffen wir schon seit einigen Jahren mit Interesse verfolgen. Da herrschen fast immer Nacht und Dunkelheit, doch dann nimmt eine Lichtquelle eine Schlüsselposition im Bild ein, sei es eine Gaslampe, die Scheinwerfer eines Motorrades oder Zuges, Laternen im Park. Da wird eine fast unerträgliche Stille heraufbeschworen, und doch fährt ein Auto durch die Landschaft, eine Lokomotive rattert über gespenstisch beleuchtete Gleise.
Still und menschenleer sind die Bilder, und doch müssen die Maschinen ja von Menschen gelenkt sein. Die Liebenden im Park sind gesichtslos-symbolhafte Wesen, die zu einer eigentlich verbotenen Stunde unterwegs sind, vielleicht beschützt durch den Zauber der Liebe.
Man kann sich in aller Ruhe Geschichten zu diesen Bildern ausdenken, alle möglichen Variationen durchspielen: unheimliche Geschichten, traurige von einsamen Menschen, tragische vielleicht sogar. Das phantastisch-dichte Werk Canedos versetzt den Betrachter in eine andere Dimension des Sehens.
Dieser Artikel erschien am 04.11.2000 im “Argentinischen Tageblatt”.