Aus Sicht des Anderen

Fotos von Leila Makarius und Guido Henke in der Goethe-Schule

Von Susen Hermann

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Leila Makarius fotografiert Reflektionen in Schaufenstern.

Der Blick ins Schaufenster, ein Vorgang von Sekunden, dem kaum Beachtung geschenkt wird. Der Passant auf der Straße vergewissert sich, ob die Kleidung gut sitzt oder die Auslagen seinen Geschmack treffen. Doch dass sich auf der Glasoberfläche vielfältige künstlerische Möglichkeiten widerspiegeln, erkennt der eilige Mensch auf der Straße meist nicht. Die Fotografin Leila Makarius nimmt die vielen Spiegelungen und Bilder, die in den Schaufenstern entstehen, mit all ihren Sinnen wahr. Das Hochhaus gegenüber, das sich im Boutiquenfenster spiegelt und eine transparente Reflektion über die Auslagen zaubert. Die Flanierer auf der Straße, Autos, Kioske und Bäume – alles Dinge, die man in den Schaufenstern wiederfindet, wenn man nur genau hinsieht.

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Handschuhe – und Wolkenkratzer.

Zusammen mit den Produkten hinter der Scheibe bildet jedes Fenster eine kleine, künstlerische Abbildung ihrer Umwelt. Die faszinierenden und kuriosen Motive, die sich dabei bilden, sind nun in der Ausstellung “Reflejos y Confines” (Reflektionen und Begrenzungen) in der Goethe-Schule zu sehen. Die Fotoausstellung ist Teil des “Festival de la Luz” (Festival des Lichts), das dieses Jahr zum 14. Mal in Buenos Aires stattfindet.

Im starken Gegensatz zu den aus der Hektik heraus geschossenen Bildern stehen die Ablichtungen des zweiten Künstlers. Guido Henkes Fotos sind erfüllt von Ruhe und Harmonie. Er lichtet Landschaften in einer Art und Weise ab, die entfremdend wirkt und doch, bei näherer Betrachtung, wieder als realistisches Naturschauspiel zu erkennen ist.

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Der Horizont, ein Zusammenspiel von Himmel und Erde, von Linien und Lichtern, wirkt geradezu abstrahiert, wenn man ihn auf den Bildern des Künstlers betrachtet. Alle ausgestellten Fotos sind letztendlich Reflektionen der uns umgebenden Welt. Oft nur übersieht man im Alltag die interessanten oder sonderbaren Bilder, die uns täglich begegnen.

Für beide Künstler ist es nicht die erste Ausstellung in ihrer beider Geburtsstadt. Guido Henke hat sich vor einigen Jahren der Fotografie verschrieben und schon an mehreren Ausstellungen in Buenos Aires sowie in Brasilien und Chile teilgenommen. Leila Makarius arbeitete zunächst mit ihrem Vater künstlerisch zusammen. Neben der Fotografie begeistert sie sich auch noch für andere Bereiche der bildenden Kunst. Auch sie stellte ihre Werke schon mehrmals in Buenos Aires aus. Zudem waren Fotografien der Künstlerin in anderen Städten Argentiniens sowie in Brasilien, Chile und Peru zu sehen.

Die von Oskar Molek kuratierte Foto-Ausstellung der zwei argentinischen Künstler kann noch bis zum 8. September in der Goethe-Schule in der E. Reclus 2250, La Horqueta, besichtigt werden, montags bis freitags von 9-16 Uhr.

Dieser Artikel erschien am 19.08.06 im “Argentinischen Tageblatt”.

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