Wien – Buenos Aires: Reise in der Zeitmaschine (1999)

Beatriz Negrotto im „Museo de Arte Decorativo”

Von Susanne Franz

beane.JPGDas Nationalmuseum für Dekorative Kunst rüstet sich, um eine Exposition ganz besonderer Art willkommen zu heißen: Die renommierte Künstlerin Beatriz Negrotto eröffnet hier eine Ausstellung ihrer jüngsten Werke unter dem Titel „Un Viaje en el Tiempo” (Eine Zeitreise).

Gewidmet hat sie die Schau ihren Söhnen Andrés und Martín – und deren Urgroßmutter väterlicherseits, Sophie Lehmann, aus deren Besitz einige alte Stiche des kaiserlichen Wiens stammen, die Beatriz bis heute aufhob – beeindruckt von ihrer Schönheit -, obwohl sie nicht recht wusste, warum. Auf geheimnisvolle Weise fühlte sie sich dieser Frau verbunden, und nun ist der Moment gekommen, den Kontakt herzustellen und eine Reise durch Zeit und Raum zu wagen.

An Kühnheit, dieses Wagnis einzugehen, fehlt es Beatriz Negrotto nicht. Die mit zahllosen Preisen besonders in der Kategorie Zeichnung überhäufte Künstlerin beherrscht ihr Metier mühelos und weiß unter ihren Händen wahre Zauberwerke entstehen zu lassen. So legt sie die alten Stiche von Wien zugrunde – die Vergangenheit scheint durch das Gesamtwerk dann gleichsam hindurch -, zeichnet darüber Stadtszenen von Buenos Aires und schlägt dann, als ultimativen Kick, den Bogen zurück zur hiesigen kulturellen Vergangenheit, indem sie Stücke aus dem Museumsschatz des Nationalmuseums für Dekorative Kunst integriert – wo die Ausstellung stattfindet.

Die vielschichtige Reise durch Zeit und Raum kommt in Beatriz Negrottos Werken auf meisterliche Art und Weise zum Ausdruck. Unterschiedliche Ebenen, eine Fülle von ineinander verschachtelten Perspektiven, perfektionsverliebte Detailgenauigkeit und doch, im Gesamteindruck, schwungvoll-mutige Ausdruckskraft machen dem Betrachter auf Anhieb bewusst, dass er hier Werken einer Künstlerin gegenübersteht, die einen Höhepunkt in ihrem Schaffen erreicht hat.

Der Artikel erschien am 23.10.1999 im “Argentinischen Tageblatt”.

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