9/11 – Bilder des Schreckens

Fotoausstellung in Erinnerung an den 11. September

Von Susen Hermann

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Bild von “Magnum Photos”.

Das Datum, 11. September, hat seit 2001 einen bitteren Beigeschmack. Es wurde Synonym für die Unsicherheit in der Welt und die Angst vor dem Terror. Wer die Ausdrücke “Die Anschläge vom 11. September” oder “nine/eleven” hört, dem drängen sich Bilder des Schreckens und des Unfassbaren auf. Die Bilder, die noch am gleichen Tag über unzählige Fernsehbildschirme flackerten und die schwersten Terroranschläge in der Geschichte der USA zeigten, haben sich in den Köpfen der Menschheit festgebrannt.

Das terroristische Attentat, bei dem zwei Flugzeuge in die beiden Türme des World Trade Centers in New York rasten und das Leben von rund 3000 Menschen kostete, ist am kommenden Montag fünf Jahre her. Anlässlich dieses traurigen Jubiläums hat die Amerikanische Botschaft in Zusammenarbeit mit dem Centro Cultural Borges eine Ausstellungsreihe in Gedenken an die Opfer des 11. September organisiert. Die Fotodokumentation steht auch stellvertretend “für alle Opfer des Terrorismus in dieser Welt”, wie Roger Haloua, der Direktor des Kulturzentrums, bei der Eröffnungsrede am Donnerstag betonte.

Die renommierten Fotografen der in New York ansässigen Fotoagentur “Magnum” haben die Ausmaße der Anschläge fotodokumentarisch festgehalten. Nun sind die Bilder für drei Wochen in Buenos Aires zu sehen. Der Besucher erhält einen anderen Blick auf die Anschläge und seine Auswirkungen in so einer riesigen Stadt wie New York. Die Sichtweise brillanter Fotografen.

Am Ende der Ausstellungshalle ist eine Fotoreihe von sechs Bildern, die knapp einen Monat vor dem 11. September geschossen wurden. Die riesigen, prächtigen Türme scheinen allem und jedem trotzen zu können. Dann der 11.09. – Menschen rennen in Panik auf die Kamera zu, im Hintergrund steigt eine riesige Rauchschwade aus den Gebäuden. Der 14.09. – eine Nahaufnahme zeigt zwei Frauen, die sich in den Armen halten. Kerzen beleuchten ihre traurigen Gesichter. Der 18.09. – der Rücken einer Frau ist zu sehen. Sie beugt sich über ein Meer aus Kerzen, Blumen, Bildern und Briefen. Und immer wieder Bilder angefüllt mit Rauch, Schutt und Ascheregen.

Die Fotos sind beeindruckend. Nicht nur ihre aussagekräftigen Bildinhalte, sondern auch der Bildausschnitt, das Spiel mit dem Licht und der Blickwinkel der Fotografen zeigen, dass hinter den Kameras angesehene Künstler hantierten. Und neben der genialen Anordnung und Belichtung des Gesehenen stehen die Geschichten tausender Menschen: Ein grüner Straßenbriefkasten ist übersät von Bildern vermisster Angehöriger. Die beschriebenen Zettel sind bedruckt mit lachenden Kindergesichtern oder glücklichen Familienfotos. Dem Betrachter wird bewusst, dass in dem Gebäude, das nur noch als ein Gerippe im Staub abfotografiert werden konnte, so viele Menschen umgekommen sind.

Die Bilder zu betrachten und die Bilder zu verstehen, sind dennoch zweierlei Sachen. Selbst heute – fünf Jahre nach dem verheerenden Attentat – sind die Ausmaße unvorstellbar. Und dennoch erzählt die Fotoschau nicht nur traurige Geschichten. “I survived” (Ich habe überlebt) hat jemand in die dicke Schicht aus Asche auf eine Motorhaube geschrieben. Und darunter: “Moe”.

Die Präsentation ist noch bis Sonntag, den 01. Oktober, im Saal 21 des Centro Cultural Borges zu sehen. Das Kulturzentrum befindet sich an der Ecke Viamonte und San Martín. Die Ausstellung ist montags bis samstags von 10 bis 21 Uhr geöffnet, sonntags von 12 bis 21 Uhr. Der Eintritt beträgt 3 Pesos, für Studenten und Rentner 1,50 Pesos.

Der Artikel erschien am 09.09.2006 m “Argentinischen Tageblatt”.

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