Szenen voller Melancholie

Eduardo Iglesias Brickles in der Galerie Holz

Von Susanne Franz

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Noch bis zum 30. November hat man die Gelegenheit, in der Galerie Holz (Arroyo 862) die jüngsten Werke des argentinischen Künstlers Eduardo Iglesias Brickles zu bewundern. Der Titel seiner Ausstellung lautet „¿Volveremos a reír despreocupadamente?“ (Ob wir einmal wieder sorglos lachen werden?) – ein Satz, den er seinen Vater einen Tag vor dessen Tod im Alter von 47 Jahren sagen hörte. Der Vater, Chilene, Militär, Revolutionär, vereinigte alle Widersprüche der argentinischen Geschichte in sich, und seine zugleich zynische wie rhetorisch-nüchterne Frage bringt diese genauso auf den Punkt.

Iglesias Brickles, ein begnadeter Holzschnitt-Meister, dem im vergangenen Jahr im Museum Sívori eine umfangreiche Retrospektive gewidmet war, hat für diese jüngste Ausstellung – in einer wahren kreativen Explosion – über 40 relativ kleinformatige Gemälde geschaffen, in denen er die argentinische Geschichte, Mythen und Legenden schlaglichtartig Revue passieren lässt: Evitas Tod, das Bombardement der Plaza de Mayo, Tangomusiker, Menschen in melancholischer Haltung. “Szenen” nennt Eduardo Iglesias Brickles seine symbolhaltigen, plakativen Bilder voller Licht, sanfter Ironie, bitterer Melancholie, verhaltener Nostalgie und nüchterner Kritik. Auch sein eigenes Werk als Künstler fließt in allen Facetten in diese überraschende, exzellente neue Produktion mit ein.

Die Ausstellung begleitet ein kleines Katalog-Büchlein mit einigen Bildern und einem interessanten Vorwort von Matilde Sánchez.

Erschienen im “Argentinischen Tageblatt” vom 25.11.06.

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