Vierdimensionale Gewalt

Die Installation “Alguien llama” von “Provisorio Permanente” in der Galerie Ruth Benzacar

Von Susanne Franz

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Wenn die Gewalt ins häusliche Idyll einbricht, wird etwas für immer zerstört. An den Zustand des Friedens, der vorher herrschte, kann sich derjenige, dem die Gewalt widerfährt – ob er sie nun am eigenen Leib erlebt oder sie einem Familienmitglied angetan wird – gar nicht mehr zurückerinnern. Es wird nie mehr, wie es vorher war. Ja, es scheint, als ob dieses Vorher eine zynische Dimension annimmt und dem Opfer ins Gesicht lacht.

Mit ihrer Installation “Alguien llama” hat die Künstlergruppe “Provisorio Permanente” diesen Moment eingefangen und “festgefroren”. Ein zerstörtes Haus, eine Frauenleiche, deren Beine nach draußen zeigen und deren brennender Kopf im Inneren liegt. Ein Mann, der sie fassungslos ansieht. Auf dem Dach des Hauses und um es herum sitzen und rennen Affen mit Totenschädelfratzen herum, anscheinend die Verursacher des Mordanschlags.

Die Dimensionen des Holzhauses und der Gestalten, die es bevölkern, sind nicht ganz menschengroß, man betrachtet von allen Seiten diese große, grauenerregende Puppenstube, kann durch die kaputte Tür sehen, durch die Fenster, fast voller Angst, dass dieser eingefrorene Moment sich jeden Moment auflösen könnte und das Grauen weitergehen.

Um noch mehr zynische Distanz zu schaffen, haben “Provisorio Permanente” dieselbe Szene in immer kleiner werdendem Maßstab viermal wiederholt und auf einem Podest aufgestellt. Aber wie weit kann man sich entfernen?

Die Ausstellung ist nur noch in der ersten Januarwoche im “NuevoEspacio” der Galerie Ruth Benzacar, Florida 1000, zu sehen.

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