Berlinale ehrt Argentinier Julio Chávez
“Wir haben geheult wie Schlosshunde”
Von Susanne Franz
Als der Argentinier Julio Chávez am vergangenen Samstagabend auf der Berlinale mit dem Silbernen Bären als bester Schauspieler ausgezeichnet wurde, befand er sich längst wieder in Buenos Aires. Chávez war lediglich am Dienstag nach Berlin gereist, um der Premiere des Filmes “El otro” beizuwohnen, in dem er die Hauptrolle spielt. Mit einem Sieg hätte er nie gerechnet, waren doch Robert De Niro, Gerard Depardieu und Matt Damon für den Preis im Gespräch gewesen.
Nur insgesamt 20 Stunden hielt sich Julio Chávez in der Geburtsstadt seines Vaters auf, aus der dieser als von den Nazis verfolgter Jude fliehen musste. “Mein Vater wäre bestimmt stolz darauf gewesen, dass ich in seiner Heimatstadt mit diesem Preis geehrt worden bin”, sagt Chávez, dessen eigentlicher Name Hirsch lautet.
Julio Chávez hat in Buenos Aires ein Theater-Engagement – er stellt in der Ein-Mann-Performance “Yo soy mi propia mujer” (Ich bin meine eigene Frau) den Berliner Transsexuellen Charlotte von Mahlsdorf dar. “Auf diese Weise hatte ich an dem Abend, als ich den Bären gewonnen habe, einen ganz besonderen Draht nach Berlin!”, sagt der Schauspieler.
Von seinem Sieg erfuhr er am Telefon: Der Regisseur von “El otro”, Ariel Rotter, der für seinen Film außerdem den Großen Preis der Jury entgegennehmen durfte, rief ihn sofort an. “Wir haben geheult wie Schlosshunde und kaum ein vernünftiges Wort gewechselt”, erzählt Chávez lokalen Medien. “Irgendwann musste ich auflegen. Das war so, als ob Dich jemand aus der Sixtinischen Kapelle in Rom anruft und sagt: “Du kannst Dir gar nicht vorstellen, wie schön es hier ist!””
Dieser Artikel erscheint am 24.02.07 im “Argentinischen Tageblatt”.