Sehnsucht nach einem geordneten Leben

| Off Topic | 14/4/07 | 0 comentarios

“Die Unerzogenen” von Pia Marais trat als deutscher Beitrag im Offiziellen Internationalen Wettbewerb des BAFICI an

Von Christina Liebl

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Beim Offiziellen Internationalen Wettbewerb des BAFICI trat als deutscher Beitrag Pia Marais’ Film “Die Unerzogenen” an. Bereits bei anderen Filmfestspielen in Europa war dieser Streifen erfolgreich: So gewann der Film in Rotterdam einen Tiger als bester Film, und in Las Palmas auf den Kanarischen Inseln wurden die beiden weiblichen Hauptrollen als beste Darstellerinnen ausgezeichnet.

“Die Unerzogenen” zeigt das Leben eines jungen Mädchens, Stevie, in deren Familie die traditionellen Rollen vertauscht sind. Sie wächst mit Hippie-Eltern auf, die von einem Ort in Europa zum nächsten ziehen. Da es den Erwachsenen nicht gelingt, ihr eigenes Leben zu organisieren, ist es die Tochter, welche Verantwortung übernehmen muss, Streitereien der Eltern schlichtet und für ein Mindestmaß an Ordnung sorgt. Nach dem Tod des Großvaters erbt die Mutter ein Haus, in das sie gemeinsam mit den Freunden der Eltern einziehen. In dieser Kommune wird Stevie fast täglich mit Eifersucht, Betrug, Drogen und Gewalt konfrontiert. Sie selbst sehnt sich nach einem geordneten Leben mit Traditionen und nach Eltern, die einem ordentlichen Beruf nachgehen und für die sie sich nicht schämen muss.

In Deutschland findet Stevie schließlich Anschluss an eine Gruppe Gleichaltriger und schafft es, in eine Schule aufgenommen zu werden. Als die Eltern auch dieses Leben wieder hinter sich lassen wollen, entscheidet der Teenager, keine Verantwortung für das Leben der Erwachsenen zu übernehmen. Die Suche des jungen Mädchens nach Identität und Halt in einer Umwelt ohne Regeln und Orientierung wird durch die intensive Beschäftigung mit den einzelnen Charakteren eindrucksvoll herausgearbeitet.

Die in Südafrika geborene Regisseurin Pia Marais hat in diesem Film unter anderem eigene Erfahrungen aus ihrer Kindheit verarbeitet, da ihre Eltern ebenfalls Hippies gewesen seien. Trotzdem sei es nicht die Geschichte ihres Lebens, so Pia Marais bei einer an die Vorstellung anschließenden Fragerunde. “Außerdem lebe ich in Berlin, einer Stadt, in der die Menschen zwar älter werden, aber auf gewisse Weise auch jung bleiben.” Bei der Auswahl der Schauspieler sei es ihr besonders wichtig gewesen, dass diese ähnliche Erfahrungen in ihrer Vergangenheit gehabt hätten. Über die Zusammenarbeit mit der gerade mal 13-jährigen Hauptdarstellerin Ceci Chuh sagte die Regisseurin, sie habe durch eine freie Choreographie versucht, dem Mädchen die Möglichkeit zu geben, ihre eigenen Gefühle darzustellen und eigene Grenzen zu setzen. “Ceci hatte nie Angst und war immer neugierig.”

Erschienen im “Argentinischen Tageblatt” vom 14.04.07.

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