Passiver Widerstand zwecklos

“Nadar perrito” von Reto Finger im Goethe-Institut

Von Christina Liebl

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Fünf Menschen Mitte dreißig sind auf der Suche nach einer lebenswerten Zukunft. Keiner von ihnen möchte diesen Weg alleine gehen, doch auch mit einem Partner gelingt es ihnen nicht, ihrem Leben eine Richtung zu geben. Wie der Titel “Schwimmen wie Hunde” andeutet, treiben sie unsicher und uneffektiv durch ihr Leben. “Ein Mensch, der wie ein Hund schwimmt, ist entweder erschöpft oder hat es nie richtig gelernt”, darauf weist auch die Schauspielerin und Regisseurin Andrea Garrote hin. Diese Beschreibung lässt sich auf die Personen des Stücks übertragen.

Der Schweizer Autor Reto Finger, der 2005 den Kleist-Förderpreis für junge Dramatiker für sein Stück “Kaltes Land” erhielt, stellt in “Nadar perrito” zwei Lebensstrategien einander gegenüber. Alle sehnen sich nach Liebe, Familie und Glück, und vier der jungen Leute versuchen, diese Ziele mittels Verstand zu erreichen. Je nach Charakter gehen sie dabei unterschiedlich vor: Carlota stürzt sich in Männergeschichten, nachdem sie ihre siebenjährige Beziehung mit Roberto beendet hat. Ihre Lösungsvorschläge beruhen zu einem grotesken Ausmaß auf Vernunft: So teilt sie beispielsweise die Freunde in “Carlotas Freunde”, “Robertos Freunde” und “gemeinsame Freunde” ein. Sie endet schließlich in einer unglücklichen Beziehung mit Juan, mit dem sie ein Kind bekommt. Ihre Freundin Ingrid sehnt sich nach der großen Liebe, beneidet Carlota und bleibt selbst meistens erfolglos bei den Männern.

Den Gegensatz dazu bildet Roberto, der sich weigert, rational den Lebensorganisationsplänen seiner Exfreundin Carlota nachzugeben. Er verbarrikadiert sich im Keller und weigert sich, ein normales Leben weiterzuführen. So sitzt er in seinem Liegestuhl und wartet. Auf was, weiß er wohl selbst nicht so genau.

Die Inszenierung von Andrea Garrote setzt diese zwei Strategien auch in der Darstellung um: Auf der Bühne geht das Leben der Vernünftigen seinen Gang, während per Filmprojektion der passive Widerstand Robertos an der Wand sichtbar wird. Das Auge des Zuschauers wird durch das einfache Bühnenbild kaum abgelenkt, denn im Mittelpunkt stehen die Dialoge. Wie Reto Finger selbst sagt, geht es darum, dass “die urbane Mittdreissiger-Generation sehr viel kompetenter über ihr Leben spricht, als sie es lebt”.

Das Stück ist noch am 24. Mai sowie dem 7. und 14. Juni, jeweils um 20 Uhr, bei freiem Eintritt im Goethe-Institut, Av. Corrientes 319, zu sehen.

Erschienen im “Argentinischen Tageblatt” vom 19.05.07.

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