Kunstmesse der Superlative

16. arteBA 2007 mit positiver Bilanz

Von Susanne Franz

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Marcela Astorgas größenvariable Ledergemälde waren am Stand der Galerie Dabbah Torrejón zu sehen.

Ein Pre-Opening am 16. Mai, eine weitere Eröffnung am 17. Mai und dann fünf Tage Publikumsansturm: Die 16. arteBA 2007, die am 22. Mai zu Ende ging, war die bislang ehrgeizigste und erfolgreichste Ausgabe der bedeutendsten Messe Zeitgenössischer Kunst in Argentinien. Schon bevor die Tore für die Besucher geöffnet wurden, waren mehr als 100 Werke verkauft worden, und lange nicht nur die günstigsten.

Die Stiftung arteBA, die die Messe organisiert, hat die Ausrichtung von arteBA klar auf Lateinamerika zugeschnitten. Man will nicht eine weitere internationale Kunstmesse sein, sondern dem Rest der Welt zeigen, was Lateinamerika zu bieten hat. Indem sie die Messe strategisch klug positionierte, konnte die “Fundación arteBA” über 250 bedeutende Persönlichkeiten der internationalen Kunstszene einladen – nicht nur Privatsammler, sondern vor allem auch Kuratoren und Kunst-Einkäufer renommierter Museen, darüber hinaus Kunstspezialisten und Kritiker.

Einige dieser Persönlichkeiten wurden auch in das Rahmenprogramm mit Gesprächs- und Diskussionsrunden im Auditorium der Messe einbezogen, so dass ein fruchtbarer Austausch mit der hiesigen Kunst- und Sammlerszene entstehen konnte und der Boden für neue Impulse und Kontakte bereitet wurde.

Mit 40 Prozent mehr Fläche als im Vorjahr – 18.000 Quadratmetern – war die Kunstmesse im Grünen und Blauen Pavillon des Rural-Messegeländes größer als alle bisherigen, und das tat ihr gut. Es kamen zwar auch vergleichsweise mehr Besucher – 113.000 Menschen besuchten arteBA 2007 -, aber es gab kein Gedränge, keine Eile oder Hektik. In aller Ruhe konnte das Angebot an Gemälden, Skulpturen, Objekten, Fotos etc. der fast 80 Galerien aus 10 Ländern begutachtet werden: alles überdurchschnittlich, aber auch gleichförmig gut. Auch im Design der Stände kamen Nüchternheit und Geschäftsmäßigkeit zum Ausdruck. Als Ausnahme und Vorbild muss man das ästhetisch gestylte Ambiente des Restaurants von Chandon loben.

Enttäuschend war der neue “Open Space”, ein lieblos gestalteter Bereich der Messe, wo einige Galerien überdimensionale Werke zeigten. Auch die verkleinerte Version der Videokunst-Abteilung “White Cube/Black Box” war unspektakulär: Wie Zellen waren die neun Projektionsräume aneinandergereiht. Das “Barrio Joven” (Junges Viertel) der aufstrebenden Galerien war zwar auch in diesem Jahr bunter und chaotischer als der Rest der Messe, aber bei weitem nicht so lebensfroh wie im vergangenen Jahr. Dennoch konnte man in den 16 jungen Galerien aus Argentinien, Chile und Bolivien einen interessanten Einblick in die neuesten Tendenzen der zeitgenössischen lateinamerikanischen Kunst gewinnen.

Ein wahrer Augenschmaus auf der diesjährigen arteBA waren die Projekte des IV. arteBA-Petrobras-Preises. Unter den acht phantasievollen Installationen ragten die von Nicanor Aráoz, Adrián Villar Rojas und Diego Bianchi hervor – und natürlich der märchenhafte Garten von Catalina León, vor dem man lange Schlange stehen musste, bevor man ihn betreten durfte. León bekam verdientermaßen den mit 30.000 Pesos dotierten Hauptpreis zugesprochen. Den zweiten Preis (10.000 Pesos) erhielt Bianchi.

Die Unternehmen Zurich, Chandon, American Express und Banco Galicia kauften im Rahmen unterschiedlicher Förderprogramme Werke für sechs argentinische Museen. Die Stücke (u.a. von Jorge Demirjián, Marta Minujín, Remo Bianchedi und Ananké Asseff) konnte man während der Messe in Augenschein nehmen. Das MoMA in New York kaufte drei Zeichnungen von Eduardo Stupía und liebäugelte mit einem Werk von Alejandro Puente; das “El Museo del Barrio” (ebenfalls NY) kaufte zwei Videos, “Fox in the Mirror” von Liliana Porter und “Streamline” von Jorge Macchi.

Erschienen im “Argentinischen Tageblatt” vom 02.06.07.

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