Körperkult, Theologie und Sexualität

| Off Topic | 28/7/07 | 0 comentarios

“Fetiche” von José María Muscari im Teatro Sarmiento

Von Christina Liebl

Fetiche.JPG

Mit dem Biodrama “Fetiche” von José María Muscari ist im Teatro Sarmiento ein experimentelles Theaterstück angelaufen. In dieser Darstellung konzentriert sich der Autor und Regisseur ausschließlich auf eine einzelne Person. Sechs Schauspielerinnen spielen dieselbe Frau: die argentinische Bodybuilderin Cristina Musumeci. Passend dazu fühlt sich der Zuschauer anhand des Bühnenbilds in ein Fitnessstudio versetzt, und die Schauspielerinnen gehen durch das Publikum und machen Dehnübungen, während sich der Saal füllt.

Eine jede der Akteurinnen präsentiert einen anderen Aspekt der Persönlichkeit Cristina Musumecis, die neben ihrem Sport diplomierte Sexualwissenschaftlerin und Theologin ist. Im Gegensatz zum traditionellen Theater gibt es keine Einflüsse durch andere Figuren. In “Fetiche” wird die Auseinandersetzung und der Zwiespalt zwischen den verschiedenen Charakterzügen eines Menschen gezeigt. Die sechs Schauspielerinnen veranschaulichen dabei so unterschiedliche Aspekte wie den Körperkult, die Theologie, Sex und Ernährung oder Religiosität. Um das Spektrum noch zu erweitern, werden auch alle Altersstufen von der Jugend über das Erwachsenenalter bis hin zur Furcht vor dem Alter in Szene gesetzt. Im Dialog der sechs Cristinas lässt der Autor dieses, wie er selbst sagt, “einzigartige, anziehende und originelle Leben” der Bodybuilderin vor dem Publikum vorbeiziehen. In den sieben Kapiteln werden nacheinander Einstellung, Mentalität und Einflüsse Cristinas gezeigt. Problematisiert wird auch die Angst der Männer vor einer Frau, die stärker ist als sie.

Ohne eine Wertung der Extremsportart vorzunehmen, stellt “Fetiche” die verschiedenen Facetten Cristina Musumecis vor. Mit Respekt und Humor werden die einzelnen Themen behandelt, mit dem Ziel, vor allem das Besondere und Andersartige zu unterstreichen. Bei der Erstaufführung variierten die schauspielerischen Leistungen der einzelnen Darsteller stark. Die Reaktionen im Publikum schwankten zwischen Begeisterung und Ablehnung. Die Charakterzeichnung der Hauptperson gelingt Muscari, jedoch polarisiert die Wahl des Themas die Zuschauer.

Erschienen im “Argentinischen Tageblatt” vom 28.07.07.

Escriba un comentario