Kleine Auflage – große Wirkung

Erstes Jahr der “Ediciones del Año Verde” in der Galerie Empatía

Von Susanne Franz

Su3.jpg
Werk von Alfredo Benavídez Bedoya.

Acht Mappen mit unveröffentlichtem Material, die er in seinem Keller fand, gaben dem Künstler Alfredo Benavídez Bedoya den Anstoß, den Verlag “Ediciones del Año Verde” zu gründen, der in diesem August schon seinen 1. Geburtstag feiert. Warum immer darauf warten, dass man seine Werke in Ausstellungen zeigen oder in Salons vorstellen kann, warum (meist vergeblich) darauf hoffen, dass ein Kunstliebhaber ein Werk in Auftrag gibt? Die Künstler müssen nach Benavídez Bedoyas Ansicht die Dinge selbst in die kompetenten Hände nehmen. Der nicht nur in Kennerkreisen außerordentlich geschätzte und berühmte Zeichner und Graphiker krempelte die Ärmel hoch und machte sich ans Werk. Gerade solche Künstler wollte er ansprechen, die in “verschmähten” Sparten wie der Graphik oder der Keramik arbeiten. Jetzt will er schon bald in die Sphäre der Textilkunst und der Fotografie vorstoßen. Seine Augen leuchten, wenn er davon spricht.

Besonderheit des “Grünes-Jahr-Verlages”, der eben keine Bücher, sondern Kunst-Objekte verlegt, ist die geringe Anzahl der in Serien hergestellten Werke (z.B. sechs oder zwölf) und die vom Verlag garantierte Authentizität. Ein weiterer Vorteil sind niedrigere Kosten gegenüber einem Unikat.

Die Geburtstags-Ausstellung, die am Donnerstag in der schönen Galerie Empatía eröffnet wurde, zeigt die Produktion des ersten Jahres: Benavídez Bedoyas eigene Werke und die der eingeladenen Künstler Juan Capurro, Alberto Cedrón, Pablo Páez, Diego Perrotta, Félix Rodríguez, Daniel Santoro und María Marta Yché. Die Werke – buntgemischt, hochinteressant, intellektuell anspruchsvoll und ironisch-humorvoll – sind dank einer exzellenten Montage sehr wirkungsvoll ausgestellt, man sieht sowohl die einzelnen Werke als auch die “verpackte Version” (z.B. stecken Pablo Páez’ erotische Graphiken in einer Mappe, die mit einem Damenstrumpf verschnürt ist), daneben die Gußformen der Keramiker oder die Matritzen der Graphiker.

Die sehr empfehlenswerte Ausstellung ist leider nur bis zum 17. August in der Galerie Empatía, Carlos Pellegrini 1255, montags bis freitags 11-20, samstags 10-18 Uhr, zu sehen.

Su2.jpg
Werk von Diego Perrotta.
Su1.jpg
Werk von Félix Rodríguez, der gerade in Zürich ausstellt.

Escriba un comentario