Pippo Delbono im Doppelpack

| Off Topic | 22/9/07 | 0 comentarios

VI. Internationales Theaterfestival von Buenos Aires: Publikum strafte “Il silenzio” ab und bejubelte “Racconti di giugno”

Von Christina Liebl

Italia2.jpg
Der Regisseur und Schauspieler Pippo Delbono.

Pippo Delbono und seine Theatergruppe lieferten zum VI. Internationalen Theaterfestival von Buenos Aires gleich zwei Beiträge. Mit “Il silenzio” machte der Italiener den Anfang. Das Stück nimmt seinen Ausgangspunkt in dem Erdbeben, welches die süditalienische Stadt Gibellina im Jahr 1968 beinahe dem Erdboden gleichmachte und zahlreiche Opfer forderte. In Anspielung daran war die Bühne auch mit weißem Sand bedeckt, welcher die Schicht aus Steinen und den Staub über der Stadt darstellen sollte. Vom Schweigen aus Trauer spinnt der Regisseur und Autor des Stücks, Delbono, den Faden weiter. Um die Texte zu diesem Thema, wie beispielsweise von Ludwig van Beethoven, vorzutragen, erscheint der Italiener selbst ständig auf der Bühne, während die anderen Schauspieler in Schweigen verbleiben.

An Anspielungen ist “Il silenzio” reich: Fellinis Meisterwerk “Otto e mezzo” darf da natürlich nicht fehlen, und so wird der Marsch aus der Endszene des Films inszeniert. Ebenso deutet Delbono das Gesetz des Schweigens in Süditalien, das durch die Mafia erzwungen wird, an. Um kritisch auf Machtstrukturen des Landes hinzuweisen, werden Bischof, Pate, Militär und Politiker an einem Tisch versammelt. Aussagekräftig in seiner Stummheit setzt der Regisseur als zentralen Schauspieler Bobò, einen Taubstummen, ein. Obwohl der Beitrag durchaus durchdacht war und einige der Darsteller auch überzeugen konnten, setzte sich in “Il silenzio” vor allem Pippo Delbono in Szene. Da das Stück jedoch wenig Originelles zeigte, waren die Reaktionen des Publikums im Theater Presidente Alvear dementsprechend verheerend, der Applaus spärlich, leise Pfiffe waren zu hören und einige der Besucher kehrten dem Ensemble den Rücken und verließen den Saal.

Weit positiver wurde der Italiener bei seinem Einzelauftritt mit “Racconti di giugno” im kleinen Theater Sarmiento aufgenommen. Nachdem wegen Stromausfalls die Vorstellung verschoben werden musste, füllte sich vergangenen Sonntag der Saal nicht mehr ganz. Dafür hatten sich offensichtlich hauptsächlich Fans eingefunden, die etwas übermotiviert auch mit Zwischenapplaus nicht geizten.

In dem Stück erzählte der Italiener mit viel Selbstironie sein Leben und versuchte die Geschichte durch unterschiedliche Textbeiträge zu bereichern. Dabei überzeugte Pippo Delbono mehr durch sein humoristisches Talent und die Sympathien, die er sich durch den offenen Umgang mit Themen wie Homosexualität und seiner Krankheitsgeschichte als Aids-Infizierter zu gewinnen wusste, als durch die schauspielerischen Einschübe. Als charis-matische Persönlichkeit gewann Delbono das Publikum, während er als Regisseur in Buenos Aires keine Erfolge verzeichnen konnte.

Erschienen im “Argentinischen Tageblatt” vom 22.09.07.

Italia1.jpg
Szenenbild aus „Il silenzio“.

Escriba un comentario