Von Kastraten, Monstren und anderen Außergewöhnlichkeiten
Teatro de Ciertos Habitantes aus Mexiko zeigte auf dem VI. Internationalen Theaterfestival von Buenos Aires „De monstruos y prodigios“
Von Christina Liebl
Ein Leben als Star – „De monstruos y prodigios“ erzählte die Geschichte der Kastraten.
Im 17. Jahrhundert in Europa, in der Epoche des Barocks mit ihrem Geschmack für das Außergewöhnliche und Exotische: In dieser Zeit ist der mexikanische Beitrag zum VI Festival Internacional de Buenos Aires, „De monstruos y prodigios“, angesiedelt. Die Darsteller des Teatro de Ciertos Habitantes agieren dabei nicht nur als Schauspieler, sondern auch als Musiker, Sänger oder Tänzer und stellen so ihre vielseitigen Talente unter Beweis.
Vor einem denkbar einfachen Bühnenbild, in dem nur ein Klavier dauerhaft zu sehen war, präsentierten sich siamesische Zwillinge, Kastraten und ein Zentaur als eigenwillige Protagonisten. Mit vielen komödiantischen Effekten und Sarkasmus wird die Geschichte der Kastraten von einem siamesischen Doktorenpaar erzählt. Um seine schöne Sopranstimmen auch als Erwachsener erhalten zu können, wird der Sänger bereits im Kindesalter zur Operation gezwungen und lebt fortan als Protegé ranghoher Personen ein Leben in Luxus. Im Gegensatz dazu steht ein Sklave, der wie ein Tier abgerichtet ist und von den beiden Doktoren auch so behandelt wird. Alles ändert sich mit dem Zeitalter der Aufklärung – auf der Bühne sichtbar durch den lautstarken Auftritt Napoleon Bonapartes – in dem Kastraten und andere „Monster“, darunter auch die siamesischen Zwillinge, als unmenschlich erklärt werden und sowohl ihre Stellung als auch ihr Ansehen verlieren. Der Sklave ist nicht mehr Sklave, sondern übernimmt die Rolle des Erzählers, und die Zwillinge gehen von nun an als einarmige Einzelpersonen durchs Leben. So sieht sich ein jeder der Darsteller, abgesehen vom vorherigen Sklaven, degradiert und seiner Identität beraubt.
Das Ensemble unter der Leitung von Claudio Valdés Kuri verstand es, das Publikum zum Lachen zu bringen und trotz Klamaukszenen vor allem durch schauspielerisches Leistung in ihren Bann zu ziehen. Erstaunlich war vor allem die Sopranstimme Javier Medinas, die er mit humoristischer Mimik bestens zu ergänzen wusste. Insgesamt gelang den Mexikanern ein sehr gelungener Beitrag, der durch eine perfekte Mischung an Können und Komik überzeugte.
Erschienen im “Argentinischen Tageblatt” vom 29.09.07.