Schau der Mega-Designer

Click aquí para leer la versión en castellano.

“Ulmer Modelle 1953-1968” und Maldonado-Retrospektive im MNBA

Ulm.jpg

Am gestrigen Freitag wurden im Museo Nacional de Bellas Artes (MNBA) die Exposition “Ulmer Modelle 1953-1968” eröffnet. Diese Ausstellung des Ifa (Institut für Auslandsbeziehungen) wird in Buenos Aires vom Goethe-Institut präsentiert und findet im Rahmen des 150-jährigen Bestehens bilateraler Beziehungen zwischen Deutschland und Argentinien statt. Möglich wurde sie dank der Unterstützung durch die “Asociación Amigos del MNBA” (Freunde und Förderer des Museums) und des Schirmherren, der Firma Knauf.

Die Ausstellung fällt mit einer groß angelegten Retrospektive von Tomás Maldonado zusammen, die vom MNBA organisiert wird. Als herausragender argentinischer Intellektueller mit internationalem Ruf, als Vorreiter der lokalen Konkreten Kunst und als Schlüsselfigur der Ulmer Hochschule für Gestaltung, wird Maldonado, heute 85-jährig zu dieser Gelegenheit nach Argentinien reisen. Eine Reihe von Gesprächen, die vom DAAD unterstützt werden, sind im Rahmen der Ausstellung geplant.

Die Hochschule für Gestaltung Ulm (HfG Ulm) war während ihres Bestehens zwischen 1953 und 1968 eine der wichtigsten Hochschulen ihrer Art. Es handelte sich um eine Institution, die sich dem Unterrichten, der Erforschung und der Entwicklung im Bereich des Designs widmete. Der interdisziplinäre Charakter seiner Studienordnung und seine angesehenen Gründer und Professoren (Otl Aicher, Inge Aicher-Scholl, Max Bill, Max Bense, Hans Gugelot, Tomás Maldonado und Gui Bonsiepe) zogen viele ausländische Studenten, vor allem aus Lateinamerika, Indien und Japan an. Die HfG Ulm wurde 20 Jahre nach der Auflösung der Bauhaus-Schule gegründet und hat sie in ebenso direkter wie kritischer Weise bezüglich ihrer Forderungen beerbt.

Die spezielle Unterrichtsmethode der HfG, bekannt als “Ulmer Modell”, trug dazu bei, die Rolle des professionellen Industrie-Designs auf internationaler Ebene zu definieren und hat auch heutzutage noch Einfluss auf den weltweiten Designunterricht.
Technologie und Industrie wurden nach dem Ulmer Modell als kulturelle Phänomene betrachtet und die Wissenschaften als Hauptbezugspunkt des Designs etabliert. Ihr Angebot bestand darin, der Industrie und der Massenkonsumgesellschaft rationale Möglichkeiten aufzuzeigen, die den wissenschaftlichen und technologischen Fortschritt durch genaue Gestaltungsetappen und den Gebrauch neuer Materialen, Medien und Techniken ermöglichen können.

Dieser innovative Blickwinkel auf das Design prägte nachhaltig die Welt der Gebrauchsgegenstände (wie etwa das innovative Design der Firma Braun) und erneuerte das Bild der Bundesrepublik mit dem Design der Olympischen Spiele 1972. Wesentlicher Protagonist und Erfinder dieses Informationsdesigns ist Otl Aicher. Aichers Design der Lufthansa-Graphik (1962/63) prägte und prägt weiterhin die Corporate Identity der Firma.

Die deutsch-argentinischen Beziehungen der HfG Ulm werden untrennbar mit dem Argentinier Tomás Maldonaldo assoziiert, der von 1964 bis 1966 Leiter der Hochschule war. Nachdem er 1954 als Professor eingeladen worden war, ist sein Einfluss mit der innovativen Kunst verknüpft, die in den 40er und 50er Jahren in Buenos Aires entstand. Zudem brachte er Postulate der Bauhaus-Schule und Erfahrungen als Herausgeber der Architektur- und Design-Zeitschrift “Nueva Visión” (die einen Buchtitel von Maholy Nagy aufgreift) in seine Lehrtätigkeit ein.

Gui Bonsiepe, seinerseits ehemaliger Schüler und Dozent in Ulm, trug viel zur Vermittlung und Weiterentwicklung der Ulmer Designtheorie in Chile, Argentinien und Brasilien bei.

Die Ausstellung “Ulmer Modelle 1953-1968” konzentriert sich auf die Erforschung und Visualisierung des Ulmer Modells und untersucht seine Auswirkungen bis heute. Mithilfe von großformatigen Fotos, Text- und Zeittafeln, Grafiken, Skizzen und Videos werden die theoretischen Schwerpunkte, Vorgehensweisen und Resultate in ihrer gesamten Bandbreite dargestellt.

Organisiert und geplant wurde das Projekt vom Archiv de HfG (einer Abteilung des Ulmer Museums) unter der Leitung von Marcela Quijano und Dagmar Rinker zum Gedenken an die Gründung der Hochschule vor 50 Jahren.

  • “Ulmer Modelle 1953-1968” / Retrospektive Tomás Maldonado. Museo Nacional de Bellas Artes, Av. Del Libertador 1473. Di-Fr 12.30-19.30, Sa, So, feiertags 9.30-19.30 Uhr. Eintritt frei. 30.11.-10.2.08. Weitere Informationen auf der Webseite des Museums.

Erschienen im “Argentinischen Tageblatt” vom 01.12.07.

Escriba un comentario