Eisige Kunst

“Sur Polar”: 19 internationale Künstler zeigen in der Universität von Tres de Febrero ihre Werke zum Thema Antarktis

Von Christina Liebl

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Lisa Roberts zeigt eine Digitalinstallation in der Form eines Erlebnisberichts, mit Erfahrungen, die sie in 42 Tagen auf einem Forschungsboot gesammelt hat, und außerdem Objekte aus Acryl.

Am 5. März öffnete die Ausstellung “Sur Polar – Arte en Antártida” ihre Pforten. Aníbal Jozami, Rektor der Universidad Nacional de Tres de Febrero, hieß die zahlreichen Besucher, darunter die Botschafter Australiens und Neuseelands und zahlreiche örtliche Künstler und Kunstkenner, in seiner Eröffnungsrede willkommen.

Bis zum 18. April zeigen internationale Künstler in der Universität ihre Werke zum Thema Antarktis. In der Ausstellung anlässlich des internationalen Polarjahrs setzten die 19 Teilnehmer ihre Vorstellungen über den Ort des Eises und der Kälte um. Die Vielfalt der Ideen wird dem Besucher in Videos, Gemälden, Aquarellen, Fotografien, Audio- und Videoinstallationen und Schmuck nähergebracht.

In den Aquarellen Marina Curcis kommt die Schönheit der Antarktis in ihrer Kargheit und beschränkten Farbpalette deutlich zum Vorschein. Die Künstlerin benötigt nur wenige Linien und fließende Strukturen, um der Eiswelt Form zu geben. Eine ähnliche Einfachheit prägt auch die Gemälde und Lithographien Alberto Morales’: Die Oppositionen von Licht und Schatten, Dunkel und Hell werden durch einfache Horizontlinien in Szene gesetzt.

Aus einer ganz anderen Perspektive zeigt die Australierin Karin Beaumont den Südpol. Die Meeresbiologin und Goldschmiedin zieht ihre Anregungen aus den mikroskopisch kleinen Meeresbewohnern. In ihren fein gearbeiteten, tragbaren Schmuckstücken hofft sie, laut eigener Aussage, “die Schönheit und Bedeutung” dieser Lebewesen zu enthüllen.

Pamen Pereira aus Spanien arbeitet in seinen “Vistas Isométricas” mit der außergewöhnlichen Technik, durch Rauchspuren auf Papier oder Landkarten der Antarktis reliefartige Landschaften entstehen zu lassen.

Eine erstaunliche Farbenvielfalt zeichnet die arktischen Landschaften des Fotografen Marcelo Gurruchaga aus. Die verschiedenen Blautöne des Eises, des Meers und des Himmels werden dem Betrachter genauso vor Augen geführt wie Lichtreflexe auf der Eisfläche, welche den weißen Grund in rotes Licht tauchen. Die Schönheit der Fotos liegt vor allem in der sorgfältigen Komposition und der durch Diagonalen erzeugten Dynamik.

Auch Adriana Groisman und Stefan Oliva ebenso wie Mireya und Mercedes Masó wählen als Medium die Fotografie. Lorraine Beaulieu aus Kanada setzt ihre Aufnahmen auf Leinwände, die zu bewegten Bildträgern werden. Die Künstlerin setzt die Umrisse des antarktischen Kontinents in Relation zu einer Person in Embryostellung. Durch die Bewegung der Stoffbahnen, welche das Wasser assoziieren, thematisiert sie so die Wasserreserven der Antarktis als Lebensgrundlage. Philippe Boissonet schließlich kennzeichnet in seinem Werk “Calvicie”, einer Porträtaufnahme eines Glatzköpfigen, den Menschen durch eine Landkarte der Antarktis und schafft so auf originelle Art die Assoziation an die Kahlheit der Landschaft.

Phil Dadson aus Neuseeland, Lucy und Jorge Orta, sowie Andrea Juan wählen Videoinstallationen für eine ausführliche Präsentation der Antarktis. Die verschiedenen Künstler nähern sich dem Thema auf unterschiedlichste Weise an, setzen entweder das Leben im Eis, die Erforschung durch den Menschen oder die Ruhe der Natur in den Vordergrund.

Die Australierin Lisa Roberts zeigt dagegen eine Digitalinstallation in der Form eines Erlebnisberichts, mit Erfahrungen, die sie in 42 Tagen auf einem Forschungsboot gesammelt hat. Auch ihre Objekte aus Acryl veranschaulichen auf der Reise gesammelte Impressionen.

Das Sonogramm von Jorge Chikiar und Andrea Juan “Cracks de hielos. Viento polar” komplettiert die Ausstellung, welche die Kuratorin Andrea Juan als Mittel sieht, “der Welt die Eismeere der Antarktis, seine Arten und Eisberge und die Bedeutung für das Ökosystem der Erde in Erinnerung zu rufen”.

  • “Sur Polar, Arte en Antártida”, Zeichnungen, Gemälde, Graphiken, Videos, Installationen, Klangkunst, Fotos und Objekte von Philippe Boissonnet und Lorraine Beaulieu, Phil Dadson, Karin Beaumont und Lisa Roberts, Mireya und Mercedes Masó, Jorge und Lucy Orta, Marina Curci, Jorge Chikiar, Marcelo Gurruchaga, Andrea Juan, Alberto Morales, u.a. Kuratorin: Andrea Juan. Museo de la Universidad Nacional de Tres de Febrero (MUNTREF), Valentín Gómez 4828, Caseros (gegenüber der Zugstation). Mo-Sa 11-20 Uhr. Führung Sa 15.30 Uhr. Eintritt frei. 5.3.-18.4.

Erschienen im “Argentinischen Tageblatt” vom 15.03.08.

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