“Ein Kino für alle”

| Off Topic | 25/3/08 | 0 comentarios

Am 8. April wird das 10. Festival des Unabhängigen Films BAFICI eröffnet

Von Ulrike Langheineken und Susanne Franz

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Werner Herzogs Dokumentarfilm über die Antarktis, “Encounters at the End of the World”, ist im BAFICI-Programm.

Das Kulturministerium der Stadt Buenos Aires lädt vom 8.-20. April 2008 zum 10. Internationalen Festival des Unabhängigen Films (BAFICI, Buenos Aires Festival Internacional de Cine Independiente) ein. Das Festival, verkündete der Kulturminister der Stadt Hernán Lombardi bei der Presse-Vorstellung am Dienstag im Centro Cultural Recoleta stolz, sei “eines der größten und bedeutendsten Festivals für Unabhängiges Kino”. Mit 3 Millionen Pesos sei das Budget des Projekts im Vergleich zum Vorjahr leicht gestiegen. Der Eintrittspreis mit 6, ermäßigt 4 Pesos sei daher im Vergleich zum letzten Jahr gleich geblieben. Dies gewährleiste, so Lombardi, dass weiterhin vor allem ein junges Publikum angesprochen werde.

Den Auftakt macht am 8.4. um 20 Uhr der brasilianische Film “Jogo de Cena” im zu diesem Anlass wiedereröffneten Teatro 25 de Mayo in Villa Urquiza. Weitere Aufführungsorte sind die Säle des Hoyts-Kinokomplexes im Abasto, das Centro Cultural Recoleta, Atlas Santa Fe, Alianza Francesa, Malba, Centro Cultural Rojas, Cosmos und der Leopoldo-Lugones-Saal des San Martín-Theaters. Zusätzlich kündigte Lombardi Filmaufführungen unter freiem Himmel an (Pasaje Carlos Gardel, neben dem Abasto).

Im Programm des Festivals stehen u.a. die jüngsten Filme bekannter Regisseure wie “Go go Tales” von Abel Ferrara, der Dokumentarfilm “Encounters at the End of the World” über die Antarktis von Werner Herzog und “Funny Games” des ebenfalls in München geborenen österreichischen Filmemachers Michael Haneke. Freuen kann man sich auch auf Martin Scorseses Dokumentarfilm “Shine a Light” über die Rolling Stones, mit dem im Februar die Berlinale eröffnet worden war. Gespannt sein darf man unter vielem anderem auf “I’m Not There”, Todd Haynes’ Dokumentarfilm über Bob Dylan, “Redacted” von Brian de Palma, “Paranoid Park” von Gus van Sant und “Dr. Plonk” des Australiers Rolf de Heer.

Aus Deutschland kommen dieses Jahr u.a. zwei Filme von Rosa von Praunheim, darunter seine bewegende Autobiographie “Two Mothers – The Search Began in Riga”, Volker Koepps “Holunderblüte” und “Auf der anderen Seite” des Deutschtürken Fatih Akin mit Hanna Schygulla. Ein Leckerbissen ist auch “Staub” von Hartmut Bitomsky. Dem deutschen Regisseur Romuald Karmakar, der im Jahr 2004 auf dem BAFICI seinen Film “Nightsongs” vorstellte, ist in diesem Jahr eine Werkschau mit 21 Filmen gewidmet, darunter “Der Totmacher” mit Götz George.

Eine österreichisch-deutsche Koproduktion wird mit “Loos ornamental” von Heinz Emigholz – ebenfalls ein bekanntes Gesicht auf dem Festival – vorgeführt. Der österreichischen Filmemacherin Astrid Ofner ist eine Retrospektive mit vier Filmen gewidmet. Sehr zu empfehlen ist auch “Import/Export” des Österreichers Ulrich Seidl. Auf dem Programm steht zudem “About Water (People and Yellow Cans)” von Udo Maurer.

Die Schweiz ist mit “Le Printemps de Sant Ponç” vertreten.

Das Festival erfüllt in der Präsentation ausländischer unabhängiger Filme eine wichtige Funktion, da das Angebot an internationalen Filmen in den letzten Jahren in Buenos Aires gesunken ist. Die Organisatoren der Filmfestspiele freuen sich u.a. über die Unterstützung der französischen, österreichischen u.a. Botschaften. Besonders wichtig ist das Festival auch für junge argentinische und andere lateinamerikanische Filmproduzenten, die oftmals die Ausstrahlung ihrer ersten Filme auf dem Festival feiern.

Der in diesem Jahr zum ersten Mal amtierende künstlerische Leiter des Festivals, Sergio Wolf, sprach bei der Pressekonferenz seine Freude darüber aus, dass das Festival, welches er “eines der großzügigsten der Welt” nannte, in diesem Jahr doch noch stattfinden konnte. Nach dem Regierungswechsel der Stadt Buenos Aires im vergangenen Dezember hatte man seine Abschaffung befürchtet. Wolf nannte das BAFICI “ein Kino für alle” und betonte, dass es wichtig sei, die Kontinuität in der Programmgestaltung beizubehalten.

Das 9. Festival im vergangenen Jahr, welches rund 240.000 Besucher zählte, sei u.a. wegen der unübersichtlichen Menge an Filmvorführungen kritisiert worden. Daher würden in diesem Jahr mit immerhin 427 Filmen insgesamt 40 Filme weniger als im vergangenen Jahr gezeigt, so Wolf. Das Festival, das in seiner Größe nur mit den Festspielen in Toronto und Rotterdam zu vergleichen sei, setze seinen Akzent auf den lateinamerikanischen unabhängigen Film. Außerdem habe es eine Erweiterung in der Kategorie “Cine Maldito” gegeben, bei dem Lateinamerika (hauptsächlich Kolumbien und Mexiko) und Spanien vertreten seien. Dagegen gäbe es keine Extrasektion “Ausländischer Film” wie bei vergleichbaren Festivals üblich.

Die Universidad de Cine von Buenos Aires veranstaltet in Kooperation mit der Berlinale im Rahmen der Festspiele vom 10.-13.4. zum dritten Mal den Talent Campus, für den 40 von über 300 Bewerbern ausgewählt wurden. Im Rahmen des Talent Campus werden verschiedene Workshops und Seminare stattfinden.

Informationen auf der Webseite des Festivals oder beim Internetportal Otros Cines.

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