Schmutzige Wäsche waschen

| Off Topic | 1/4/08 | 0 comentarios

“Sucio” ist zurück im Theater El Cubo

Von Christina Liebl

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“Sucio” – ein überaus unterhaltsamer Waschgang.

Immer Freitag- und Samstagnacht um halb zwölf kann man im El Cubo drei Männern bei einer ganz alltäglichen Tätigkeit zuschauen. Doch während die drei in der Anonymität des Waschsalons einen Korb Wäsche waschen, geben sie einen tiefen Einblick in ihr Innenleben.

Gemeinsam haben die Charaktere des mit dem Clarín-Preis ausgezeichneten Stücks eines: Sie sind einsam und haben niemanden zum Reden. Auf unterschiedliche Art versuchen sie den beiden Anderen zu vermitteln, was in ihrem Leben schiefgelaufen ist. Der Eine wurde in seiner Kindheit von seinen Nachbarinnen dazu gezwungen, einen Pornofilm zu drehen. Und obwohl er auf der Bühne als liebenswürdiger Mensch erscheint, ist er vorbestraft und scheinbar beziehungsunfähig.

Der Zweite hat nach dem Tod seiner Mutter der eigenen Frau erfolgreich zugeredet, mit seinem trauernden Vater zu schlafen, um diesem über den Schmerz hinwegzuhelfen. Nun versucht er, die zerbrochenen familiären Beziehung zu Vater und Ehefrau zu kitten. Während er sich den beiden Anderen im Waschsalon gegenüber gesprächig zeigt, scheitert die als Telefonat auf der Bühne gezeigte Kommunikation mit dem Vater, da keiner dem anderen zuhört, während die Ehefrau erst gar nicht den Telefonhörer abnimmt.

Der Dritte schließlich findet nur im Gesang eine Möglichkeit, seinen Gefühlen Ausdruck zu verleihen, und erzählt singend von seiner Suche nach einer Frau. Lösungen für die individuellen Probleme werden in “Sucio” nicht gefunden, aber jeder Charakter in seiner Männlichkeit und Einzigartigkeit akzeptiert.

Die minutiöse Beschreibung des Innenlebens der Protagonisten, welche auf immer neue, tragisch-komische Wendungen setzt, sorgt für den wohl unterhaltsamsten Waschgang seit Langem. Die Schauspieler Carlos Casella, Juan Minujín und Guillermo Arengo liefern eine geschlossen überzeugende Darbietung, und der Inszenierung gelingt es, die traurigen Themen des männlichen Lebens durch den Mix aus Musik, Tanz, Literatur und Theater ohne Sentimentalität in Szene zu setzen.

Erschienen im “Argentinischen Tageblatt” vom 29.03.08.

Infos (auf Spanisch) hier.

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