Aschenputtel schlägt zurück

Kreative Mischtechniken von Sany Pereyra Iraola und Mode von Ximena Pereyra Iraola in der Galerie Atica

Von Susanne Franz

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Wer Putzlappen, -tücher, Schwämmchen und dergleichen bislang mit lästiger Hausarbeit und Schrauben, Kugellager oder Dichtungsringe mit noch mühseligeren Reparaturaktionen verbunden hat, darf nun die Sonnenseite dieser so gewöhnlich scheinenden Dinge betrachten. Denn – etwas Silberspray da, ein bisschen Farbe dort -, und schon werden aus den kleinen notwendigen Übeln des Alltags glänzende, beinah luxuriöse Objekte. Unterschlagen darf man an dieser Stelle natürlich nicht die Hand der Künstlerin, ohne die der Zauber nicht vollbracht werden könnte, denn sie schneidet aus, klebt auf, biegt um, überlappt und ordnet an, sie bestimmt die Richtung, komponiert, bringt Ordnung ins Chaos.

Sany Pereyra Iraolas Mischtechniken sind kreativ und originell, die Künstlerin macht einen Sprung aus der abstrakten Malerei in die frei assoziierte Collage. Der Name der Ausstellung “Play Station” impliziert bereits den spielerischen Charakter der Schau, und ein Tisch, an dem von der Künstlerin geschaffene Spiele die Besucher zum Wettkampf (im Kügelchen-Einlochen) auffordern, fehlt auch nicht.

Sany hat zu ihrer Exposition in der Galerie Atica ihre Halbschwester Ximena Pereyra Iraola eingeladen, die eben ihre Abschlussarbeit im Studiengang Design beendet. Ist Mode Kunst?, fragt sie da, und beweist mit den radikalen Kleidern, die sie für die Schau entworfen hat, dass dies tatsächlich der Fall ist. Aus Plastik, Dichtungsringen, Putzlappen und vielen anderen Haushaltsartikeln komponiert sie freche, sexy-punkige Outfits (die man vor einem Spiegel anprobieren kann). Aschenputtel kann stolz das Haupt erheben.

Erschienen im “Argentinischen Tageblatt” vom 26.04.08.

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