Eine Welt großer und kleiner Wunder
Die 17. Kunstmesse arteBA wurde am Donnerstagabend eröffnet
Von Susanne Franz
Feierliche Eröffnung: (v.l.) Alejandro Corres, Facundo Gómez Minujín, Decio Oddone, Mauricio Macri, Julio Cobos, José Nun, Hernán Lombardi und Juan Vergez.
Qualität und Magie sind die zwei Begriffe, mit denen man am ehesten diese „arteBA08“, die wichtigste Messe für zeitgenössische Kunst in Lateinamerika, beschreiben mag. Die Auswahlkriterien lagen in diesem Jahr offensichtlich noch erheblich höher als bei den vergangenen Editionen der Messe, und dies hat sich ausgezahlt. Und obwohl 81 Galerien ihre Künstler vorstellen, davon 50 aus Argentinien, die übrigen aus anderen lateinamerikanischen Ländern, Frankreich, Spanien und den USA, ist es nicht überfüllt, man ist nicht gierig oder unsicher, sondern zeigt selbstbewusst nur das Feinste.
Am Donnerstagabend wurde die Kunstmesse offiziell vom Vorstandsvorsitzenden der Stiftung arteBA Facundo Gómez Minujín, dem argentinischen Vizepräsidenten Julio Cobos, dem Bürgermeister von Buenos Aires Mauricio Macri, dem Kultursekretär der Nation José Nun, dem Kultursekretär der Stadt Buenos Aires Hernán Lombardi, dem Geschäftsführenden Direktor von Petrobras, Decio Oddone, den arteBA-Vorstandsmitgliedern Alejandro Corres und Julio Vergez und anderen Würdenträgern eröffnet. Schon bevor das blau-weiße Band durchschnitten wurde, hatten sich zahlreiche Gäste bei der Eröffnung eingefunden, die bald die Gänge zwischen den Boxen füllten, begeistert von Stand zu Stand schlenderten und nur ab und zu bei einem Glas Sekt Rast machten.
Die Messe ist seit Freitag bis einschließlich Montag, den 2. Juni, täglich von 13 bis 22 Uhr fürs Publikum geöffnet. Der Eintritt kostet 20 Pesos, für Rentner und Studenten mit Ausweis 10 Pesos, Kinder unter 12 Jahren können Eltern gratis mitnehmen. Im Blauen und Grünen Pavillon des Messegeländes Rural (Eingang Av. Sarmiento 2704) gibt es zwei Cafés, an einigen Stellen auch ein paar bequeme Sessel zum Ausruhen, so zum Beispiel vor dem Bereich für Videokunst „Caja Negra/Cubo Blanco“. Für diejenigen, die sich in ein Kunstwerk verlieben, aber nicht genügend Kleingeld dabeihaben, stellt Banco Galicia wieder einen Transporter mit Geldautomat vor dem Eingang der Messe bereit. Der Kunstliebhaber oder angehende bzw. geübte Sammler muss sich also nur noch einlassen auf die Welt der großen und kleinen Wunder, die in den zwei Messehallen auf ihn wartet.
Einer der interessantesten Anziehungspunkte ist auch in diesem Jahr die Ausstellung des (mittlerweile fünften) arteBA-Petrobras-Preises, der unter der Leitung des Kunstkritikers Fabián Lebenglik stand. Unterstützt von einer Jury wählte dieser aus über 400 Vorschlägen acht Projekte aus, deren Verwirklichung in den vergangenen zwei Monaten mit jeweils 8000 Pesos gefördert und von Lebenglik kuratoriell begleitet wurde.
Am Freitag, dem 1. Messetag, wurden bereits feierlich die beiden Gewinner des arteBA-Preises bekanntgegeben: Der mit 30.000 Pesos dotierte Erste Preis ging an Mauro Guzmán, der mit 10.000 Pesos dotierte Zweite Preis an Marisa Rubio. Doch jedes der hier gezeigten Projekte ist von herausragender Qualität, und hier findet man vor allem die eingangs erwähnte Magie – einen Zauber, dem sich wohl niemand wird entziehen können, der in Martín Bonadeos Installation das „Gras“ wachsen sieht und riecht – und mit seiner Körpertemperatur zum Wachstum und zum Ausschütten des Duftes beiträgt; niemand, der vor Paula Senderowiczs riesiger Stoff-Tsunami-Welle steht oder Vicente Grondonas aus Kohle bestehende Bibliothek bestaunt. Und wer sich gar in Carlos Huffmanns Piratenhöhle wagt… Mauro Guzmáns Autokino lädt zum Träumen ein, Rosalba Mirabellas Rotkäppchen-Videos haben eine tranceähnliche Qualität, die dem Medium widerspricht, das sie benutzt. Marisa Rubios und Leandro Yadanzas Installationen sind zugleich poetisch und intellektuell.
Übersprudelnde Kreativität, jede Menge Talent sowie professionelle und angenehme Ansprechpartner findet der Messebesucher auch im Barrio Joven, dem Jungen Viertel, das den aufstrebenden Galerien gewidmet ist und das man in seinem Rundgang nicht auslassen sollte.
Beeindruckend ist in diesem Jahr der „Open Space“ genannte Messesektor für großformatige Skulpturen und Installationen. Die Kuratorin Eva Grinstein und der großartige Montage-Spezialist Gustavo Vázquez Ocampo haben hier einige denkwürdige Werke gekonnt in Szene gesetzt.
Ein Muss ist auch die von Banco Galicia gesponserte Hommage der drei Maestros Enio Iommi, Clorindo Testa und Gyula Kosice im Eingangsbereich der Messe.
Über das Begleitprogramm im Auditorium und alle weiteren Einzelheiten informiert die Webseite der Messe.
Erschienen im “Argentinischen Tageblatt” vom 31.05.08.
Tipps
Gabriel Valansi, „A#0800038“, 2005, Foto, 220 x 300 cm. Bei VVV Gallery, Stand C29. Für die Galerie Ruth Benzacar zeigt der Künstler im Bereich „Caja Negra/Cubo Blanco“ das Video „Abstract – dos arias de amor“. 2004. 4’20’’ (V1).
- 1/1 Caja de Arte, Stand G61 (Ana Lía Werthein, Pablo Lehmann)
- Dabbah Torrejón, Stand E41 (Dino Bruzzone)
- Elsi del Río, Stand C24 (José Luis Anzizar, Nico Sara)
- Fernando Pradilla, Madrid/Galería El Museo, Kolumbien, Stand F47 (Gian Paolo Minelli)
- Laura Haber, Stand F46 (Dora Isdatne, Andrés Waissman)
- MagnanEmrich, USA, Stand L91 (Alejandro Almanza Pereda)
- Oficina # 1 Venezuela, Stand BJ4 (Iván Candeo)
- Ruth Benzacar, Stand C28 (Eduardo Basualdo, Marina De Caro)
- Sicart, Stand C22 (Florian Beckers, Cristian Segura)
- VVV Gallery, Stand C29 (Gabriel Valansi, Santiago Porter)
- Wussmann, Stand H68 (Carlos Bissolino, Teresa Pereda. Horacio Zabala)
- Yagua Rincón, Corrientes, Stand BJ6 (Richar De Itatí alias Ricardo Orlando Ortiz)
Der 1971 in Düsseldorf geborene Fotograf Florian Beckers bei Sicart, Stand C22.