Vom Regen in die Traufe

Armando Sapia zeigt bitterböse Zeichnungen in der Galerie Empatía

Von Susanne Franz

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Jetzt sind es noch nicht mal mehr “Menschen”, die Gevatter Tod in seinem Boot ins Totenreich befördert, sondern gesichtslose, backformähnliche Mensch-Schablonen, die dennoch mit ihren abgeknickten Köpfen ein bisschen “toter” wirken als sie es wohl vorher schon waren. Bittere Ironie und gnadenlosen Zynismus ist der Sapia-Kenner und -Liebhaber gewohnt; dass es noch weiter in den Abgrund gehen kann, davon wird er in der Galerie Empatía aber doch überrascht.

Sapias Ausstellung “70 metáforas y un dibujo olvidado” (70 Metaphern und eine vergessene Zeichnung) ist exquisit in Szene gesetzt – die 70 kleinformatigen Tuschzeichnungen aus den Jahren 2006 und 2007 hängen in Passepartouts in cremefarbenen Rahmen, die etwas dunkler als die Wände sind. Kleine Serien von 5 bis 10 Zeichnungen sind locker assoziativ angeordnet. Die “vergessene Zeichnung”, ein Akt von 1983, fällt auch vom Format her aus dem Rahmen. Thematisch passt sie wieder zu anderen voyeuristischen Szenarien in den jüngeren Werken.

Sapia zeichnet obsessiv, sein Hirn übersetzt einen ständigen Bewusstseinsstrom in seine Hand. Nur Ausschnitte aus diesem dunklen Fluss seiner Seele werden hier dem Zuschauer präsentiert, und viel mehr wäre auch schwer zu bewältigen. Ein Sapia auf der Höhe bzw. in den tiefsten Tiefen seiner Kunst.

  • Galerie Empatía, Carlos Pellegrini 1255. Mo-Fr 10-20, Sa 10-13 Uhr. Bis zum 9. August.

Erschienen im “Argentinischen Tageblatt” vom 26.07.08.

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