Von der „Welle“ zur „Roten Zora“
Spannendes Programm auf dem 8. Deutschen Kinofestival von Buenos Aires
Von Susanne Franz
Das Festival wird mit dem Erfolgsfilm „Die Welle“ eröffnet.
Von Donnerstag, den 11., bis Mittwoch, den 17. September, findet im Kinokomplex Village Recoleta (Junín/Vicente López) zum achten Mal das Deutsche Kinofestival statt. Die Organisatoren von German Films bringen in diesem Jahr eine Auswahl von 12 Langspielfilmen nach Buenos Aires, die einen guten Überblick über die jüngste Produktion deutschen Filmschaffens ermöglichen. Wie immer ist auch das Programm „Next Generation“ mit dabei, eine Zusammenstellung von Kurzfilmen der vielversprechendsten jungen Filmemacher-Talente Deutschlands. Etabliert hat sich zudem die Sondervorstellung eines Stummfilmklassikers mit Live-Musik: Vom Goethe-Institut Buenos Aires unterstützt, wird im Rahmen des 8. Deutschen Filmfestivals frisch restauriert und koloriert „Hamlet“ von 1920/21 mit Asta Nielsen als weiblichem Hamlet (Regie: Sven Gade und Heinz Schall) zu sehen sein. Der 111-Minuten-Film wird live vom „Cuarteto Seronoser“ – Eliana Liuni, Demian Luaces, Juan Manuel Costa und Marcelo Katz – begleitet.
Eröffnet wird das Festival mit dem Erfolgsfilm „Die Welle“ (2008) von Regisseur Dennis Gansel, der mit der Schauspielerin Jennifer Ulrich, die im Film die rebellische Karo spielt, nach Buenos Aires reisen wird. Der Streifen basiert auf einem realen Fall an einer kalifornischen Schule 1967, der Romanstoff wurde und bereits mehrfach verfilmt worden ist. Fast eine ganze Schulklasse schließt sich begeistert dem totalitären Experiment von Lehrer Wenger (Jürgen Vogel) an. Dieser kann die Eigendynamik der Bewegung später nicht mehr bremsen; es kommt zur Katastrophe. „Die Welle“ weckte in Deutschland großes Interesse, nach 10 Wochen hatten bereits mehr als 2,3 Millionen Kinobesucher den Film gesehen.
Zu den Highlights des Kinofestivals zählt auch „Auf der anderen Seite“, der neue Film von Regiestar Fatih Akin, der die Geschichte von sechs verschiedenen Menschen zwischen Deutschland und der Türkei erzählt, deren Wege sich kreuzen; „Kirschblüten – Hanami“ von Doris Dörrie, ein zu Herzen gehendes Drama über Leben, Liebe und Tod mit Elmar Wepper und Hannelore Elsner; die Komödie „Stellungswechsel“ von Maggie Peren über fünf Verlierertypen, die einen Begleitservice für Frauen gründen; und „Beautiful Bitch“ von Martin Theo Krieger, ein Großstadtabenteuer für Jugendliche über die gefährliche Freundschaft zwischen der Taschendiebin Bica, genannt Bitch, und der verwöhnten Göre Milka.
Den bekannten deutschen Schauspieler Moritz Bleibtreu kann man im packenden Gangsterfilm „Chiko“ von Özgür Yildirim sehen, der im Hamburger Drogenmilieu spielt; in „Am Ende kommen Touristen“ von Robert Thalheim wird berichtet, was im heutigen Auschwitz vor sich geht. Der spannende Thriller “Trade – Willkommen in Amerika“ von Marco Kreuzpaintner erzählt von moderner Sklaverei, Menschenhandel und Prostitution. Der Film „Nichts als Gespenster“ von Regisseur Martin Gypkens besteht aus fünf Episoden, die in jeweils verschiedenen Ländern spielen. „Rose“ von Alain Gsponer berichtet von einer alleinerziehenden Mutter und den Problemen, die sich ihr stellen, als ihr Ex wieder auftaucht.
Der diesjährige Film für Groß und Klein, der wie immer am Samstag und Sonntag des Festivalwochenendes gezeigt wird, ist ein besonderer Leckerbissen: „Die rote Zora“ von Regisseur Peter Kahane nach dem 1941 erschienenen gleichnamigen Kinderbuch von Kurt Held verspricht spannende Unterhaltung. Der Dokumentarfilm „Am Limit“ von Pepe Danquart zeigt schließlich das adrenalingeladene Leben zweier Alpinisten.
In diesem Jahr kostet die Eintrittskarte pro Einzelfilm 17 Pesos, mittwochs 15 Pesos. Ein Abo über fünf Filme kann man für 75 Pesos erwerben; eines für 10 Filme (nur im Vorverkauf) für 140 Pesos. Die Sondervorstellung „Hamlet“ kostet 20 Pesos.
Es sind noch zwei weitere Gäste aus Deutschland zugegen: Martin Gypkens stellt seinen Film „Nichts als Gespenster“ persönlich vor; und Lothar Herzog präsentiert seinen Kurzfilm „Yuppi Cars“ im Rahmen des Programms „Next Generation“.
Eine Neuheit gibt es bei diesem 8. Deutschen Filmfestival auch: Das Publikum ist zum ersten Mal aufgerufen, seinen Lieblingsfilm zu küren. Unter den teilnehmenden Kinogästen werden zahlreiche Preise verlost.
Infos zum Programm und alle Einzelheiten sind in Kürze auf der Webseite des Festivals zu finden.
Erschienen im “Argentinischen Tageblatt” vom 30.08.08.