Geheimnis der Sammelleidenschaft
Von Objekten und ihren Besitzern erzählt eine Ausstellung im Museo de Arte Decorativo
Von Diana Hörger
Zum Beispiel Modellschiffe: Sammelleidenschaft kann jeden Gegenstand betreffen.
Setzkasten, Paniniheftchen und Stickeralben. Jeder erfährt zumindest einmal im Leben den Wunsch, etwas zu besitzen und zu verkomplettieren, einen Schatz aus Kleinigkeiten zu erschaffen. Doch während dieser Drang bei den meisten Menschen im Laufe der Jahre nachlässt und die sorgsam angehäuften Figuren aus den Überraschungseiern erst einstauben und dann in den Müll wandern, entwickelt manch anderer eine Passion, die nicht einmal im Budget ihre Grenzen findet. So jemanden nennt man einen Sammler. Sein mühsam geschaffenes Werk, die Kollektion, bewahrt er meist für sich im Stillen und lässt sie nicht ans Licht der Öffentlichkeit.
Wer jedoch neugierig ist und sehen möchte, was sonst fast niemand zu Gesicht bekommt, hat jetzt im Museo Nacional de Arte Decorativo bereits zum zweiten Mal die Gelegenheit, seine Schaulust in der Ausstellung „Coleccionables y Coleccionistas“ zu befriedigen. Hier bleibt noch bis zum 23. November sichtbar, was den Rest des Jahres in privaten argentinischen Vitrinen, Kellern und Panzerschränken vor sich hin schlummert.
Über chinesisches Porzellan aus dem 18. Jahrhundert bis hin zu Flipperautomaten von heute: Es wird deutlich, dass grundsätzlich jeder Gegenstand Teil einer Sammlung werden kann. Wichtig ist nur, dass es ein System gibt, wie auch der Sammler Nicholas Aristides 1988 feststellte: „Eine Sammlung ist eine organisierte Obsession.“ Von dieser Leidenschaft lässt sich einiges erahnen, wenn man den polierten Orden, den glänzenden Bronzestatuetten und den herausgeputzten Porzellanpuppen durch die Ausstellung im Palacio Errázuriz folgt. Was für ein inniges Verhältnis ein Besitzer wohl zu diesen Schätzen hat und was der Drang seiner oft kostspieligen Sucht ist? Ein Großteil der Sammler bleibt vielleicht wegen dieser intimen Rückschlüsse trotz der Ausstellung im Verborgenen und verrät nichts über seine Identität. Umsomehr umgibt diese Objekte, die in ihrer Summe oft unbezahlbar sind, eine geheimnisvolle Aura, die der Besucher genießen kann.
Die Ausstellung „Coleccionables y Coleccionistas“ ist noch bis zum 23. November im Museo Nacional de Arte Decorativo in der Avenida del Libertador 1902 zu sehen. Informationen zu begleitenden Vorträgen auf der Webseite des Museums.
Erschienen im “Argentinischen Tageblatt” vom 04.10.08..