Mit 300 Sachen durch die Innenstadt

Formel 1-Wahn in Buenos Aires

Von Katharina Guderian

David2.jpg
(Foto: Katharina Guderian)

Wo sich sonst die Autos im dichten Verkehr oft nur in Schrittgeschwindigkeit vorwärtsbewegen können und sich die Passanten an den Abgasen und dem Lärm der Fahrzeuge stören, jubelte am Samstagnachmittag eine euphorische Masse von etwa 80.000 Menschen den Rauchschwaden und dem ohrenbetäubenden, röhrenden Quietschen eines Autos zu, das mit 300 Kilometer pro Stunde über die Avenida 9 de Julio fegte: Der Formel 1-Pilot David Coulthard versetzte die Innenstadt von Buenos Aires bei einem Schaurennen in Ausnahmezustand.

Schon eine halbe Stunde vor dem Startschuss standen die herbeigeströmten Zuschauer so dicht gedrängt vor den Absperrungen um den 1400 Meter langen Rundkurs, dass von der hintersten Reihe kein Blick auf die Straße mehr zu erhaschen war. Doch die Formel 1-Fans und Neugierigen ließen sich nicht beirren und kletterten auf alles, was sich erklettern ließ: Bäume, Baugerüste, Plakatwände, Baufahrzeuge, Ampeln. Der Bauzaun um das Teatro Colón gab irgendwann unter dem Gewicht der Schaulustigen quietschend nach.

Vor dieser Zuschauermasse zeigte der schottische Formel 1-Pilot David Coulthard, der derzeit beim österreichischen Team Red Bull Racing unter Vertrag steht, was in seinem für den Einsatz auf normalen Straßen leicht modifizierten Rennwagen mit 750 PS steckte. Bei neun Runden auf der mit 140 Metern als eine der breitesten Straßen der Welt geltenden Avenida verwandelte er schmerzenden Motorenlärm in den Ohren der Zuschauer in klingende Musik eines hochtourigen Motors. Quietschende Reifen und Rauchwolken wurden als waghalsige Fahrkunststücke bejubelt. Hersteller von Kamerahandys hätten bei dem Anblick des Spektakels große Freude gehabt, da fast jeder sein Gerät hochhielt, um ein Bild von dem vorbeischießenden, bunten Blitz zu knipsen.

Im Alter von 37 Jahren hat der Formel 1-Veteran Coulthard nach einer 15-jährigen Karriere und 13 Grand-Prix-Siegen angekündigt, dass das Grand-Prix Rennen am Sonntag in Brasilien das letzte seiner Laufbahn sein wird. Danach will er, so ließ er in einem Interview mit der österreichischen ‚Kleinen Zeitung’ verlauten, dem Team Red Bull weiterhin als Berater zur Verfügung stehen.

Escriba un comentario