Riesiges Kunstgetümmel

18. arteBA in La Rural eröffnet

Von Svenja Beller

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Schlicht und schnell wurde die arteBA’09 mit einem Schleifenband eröffnet. Mit dabei: Stadtregierungschef Mauricio Macri, Kulturstaatsminister José Nun; Kulturminister von Buenos Aires Hernán Lombardi, Petrobras-Geschäftsführer Decio Oddone; Telefé-Chef Luis Velo, der Vorsitzende der Stiftung arteBA Facundo Gómez Minujín und sein Vize Alejandro Corres.

Am Donnerstagabend um zwanzig nach sieben war es soweit: Kurz und schlicht wurde die arteBA symbolisch durch das Lösen eines Schleifenbands eröffnet. Die gesamte hiesige Kunstszene applaudierte der Messe in der Rural zu ihrem 18. Geburtstag. Mit Sektgläschen und Designertäschchen wurden dann die ersten Schritte durch das Bilder- und Skulpturenlabyrinth getan. So manches Outfit machte den Ausstellungsstücken ernsthafte Konkurrenz, die Schickeria von Buenos Aires hatte ihre besten Stücke für diesen Anlass herausgekramt. Zum Anstoßen erschienen nur geladene Gäste, für die Öffentlichkeit wurden die Pforten erst am Freitag um 13 Uhr geöffnet.

Die nur fünftägige Kunstmesse ist eines der bedeutendsten kulturellen Ereignisse Lateinamerikas. Durch ihre Hallen weht ein Hauch von Internationalität, von Originalität, den man am liebsten einsaugen und nie wieder ausatmen möchte. Auf den unzähligen Wegen durch das Mosaik der Ausstellungsstände kann man sich nur allzu leicht verlieren. Jedes zweite Kunstwerk hält den Blick gefangen, das Angebot ist überwältigend. Die Galerien präsentieren ihre besten Werke und die jüngsten Künstler der Region zeigen die aktuellsten Bewegungen in der Szene. Mehr als 800 lateinamerikanische Künstler stellen auf der diesjährigen Messe ihre Werke aus, die teilnehmenden Galerien zeitgenössischer Kunst kommen aus Argentinien, Brasilien, Chile, Kolumbien, Uruguay, Spanien und den USA.

Die Kunstsammler lecken sich die Finger nach den besten und aktuellsten Werken Lateinamerikas. Bereits vor der offiziellen Eröffnung klingelten schon die Kassen: Neun Kunstwerke wechselten ihren Besitzer, sieben davon gingen an La Rural.

Neben den Kunstgeschäften wurde am Freitag der Petrobras-Preis vergeben. Nach fünfjähriger Existenz hat sich der Preis für visuelle Kunst zum berühmtesten und kontroversesten Preis in der zeitgenössischen Kunstszene entwickelt. Ausgeschrieben von der Stiftung arteBA, berechtigte die Vorauswahl acht Projekte zur Realisierung. Die Jury, bestehend aus Ana Gallardo (Künstlerin), Florencia Malbrán (Kuratorin), Pablo Siquier (Künstler) und Laura Buccellato als Leiterin, wählte aus über 400 Bewerbern acht Projekte aus, die jeweils mit 10.000 Pesos für die Umsetzung gefördert wurden.

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Bunt und wild: Das „Barrio Joven Chandon“ hebt sich ab.

20 Stände formen das „Barrio Joven Chandon“, das Junge Viertel. Die bunten, verspielten Quader heben sich ab vom Rest der Aussteller. Die jüngsten Künstler der Messe bestechen durch Experimentierfreude und durch Nähe. Flößen einem die übrigen Ausstellungen oftmals diesen gewissen Museums-Respekt ein, so gibt es hier vielmehr Kunst zum Anfassen. Ausnahmen bestätigen bei Jung und Alt gleichermaßen die Regel, hier lässt sich niemand in ein Muster zwängen. Unter den Jüngsten (unter 30 Jahre alt) wird zum zweiten Mal der Preis „En obra“ (in Arbeit) vergeben, dessen Name an die Schilder von Bauarbeiten angelehnt ist.

Eine Fotografie-Serie, wenige Schritte darauf ein kreischbuntes, großformatiges Phantasiegemälde, um die Ecke ein Raum aus Matratzen, eine von zahlreichen Sitzecken, eine riesige rote Skulptur, plötzlich ein Mann, der aus „Das Kapital“ von Karl Marx vorliest, an der nächsten Ecke eine Mitmach-Aktion … die totale Reizüberflutung. Zur besseren Orientierung gibt es in diesem Jahr Audio-Führer von LAN. Auf der Suche nach dem persönlichen Lieblingsschätzchen können aber auch die nicht helfen, Geschmack lässt sich nun mal nicht programmieren.

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Der Matratzenraum: “Galería Blanda” von Marta Minujín.
(Fotos: Svenja Beller)

Erschienen im “Argentinischen Tageblatt” vom 23.05.09.

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