Organische Innen-Räume

Miguel Angel Giovanettis jüngste Werke bei RO Galería de Arte

Von Susanne Franz

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Werke mit Charakter: Giovanetti is back in town.

Nach 10 Jahren in den USA ist der argentinische Künstler Miguel Angel Giovanetti zurück in Buenos Aires. In den Vereinigten Staaten hat er sich mit großem Erfolg am Kunstmarkt bewegt, war auf wichtigen Messen vertreten und hatte zahlreiche Ausstellungen mit bedeutenden internationalen Künstlern wie Sigmar Polke, Bernd und Hilla Becher oder den US-Amerikanern Roy Lichtenstein und Julian Schnabel. Giovanetti spricht mit Stolz über seine Erfolge, besonders freut ihn, dass seine Werke in zahlreichen öffentlichen und privaten Sammlungen wie dem MoMA in New York zu finden sind. Nicht die geringste Spur von Arroganz mischt sich in die Erzählungen des 60-jährigen, jung gebliebenen Intellektuellen, der am liebsten in der Bibliothek des Goethe-Instituts Buenos Aires seinen kulturellen Wissensdurst stillt.

Zu Jahresbeginn hat Giovanetti an einer Gemeinschaftsausstellung abstrakter Künstler in einem Museum in La Boca, das künftig dieser Kunstrichtung gewidmet werden soll, teilgenommen. Nun präsentiert er in der Galerie RO seine jüngsten Werke von 2008 und 2009, alle bereits wieder in seiner Heimat Argentinien entstanden. Die Farben seiner Kompositionen scheinen einer herbstlichen Natur zu entstammen, warme Rottöne, Grün, Ocker, Gelb und Braun herrschen vor. So wie Blätter, Äste, Laub und Moos am Waldboden ein Geflecht bilden, fügen sich die Elemente, mit denen Giovanetti komponiert, zu einer organisch-fruchtbaren Einheit.

Die geometrische Ordnung, Giovanettis künstlerische Gesetzgebung, ist ein klares Regelwerk, das er mit Meisterhand variiert: indem er scheinbar buntes Chaos schafft, Tapetenbahnen einarbeitet oder mit geometrischen Figuren wie dem unberechenbaren Oval für Überraschung sorgt. Gezielt bearbeitet Giovanetti seine Werke dabei in einer Weise, dass sie wie “abgenutzt” erscheinen. Das Verwaschene, Zerkratzte, Benutzte symbolisiert für den Künstler die Vergänglichkeit, den Lauf der Zeit.

Mit dem Element der Tapete verweist der Künstler augenzwinkernd auf Räumlichkeiten, die Menschen bewohnen, ursprünglich hieß Giovanettis Serie “Inside” (Innen). Zugleich spricht er von inneren Befindlichkeiten. Giovanetti zeigt mit liebevollem Blick sowohl die Begrenzungen des Menschen als auch sein grenzenloses Potenzial.

  • Miguel Angel Giovanetti, Gemälde 2008/2009. RO Galería de Arte, Paraná 1158. Mo-Fr 11-20 Uhr. 7.5.-5.6.

Erschienen im “Argentinischen Tageblatt” vom 29.05.09.

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