Vorstadt voller Kultur

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Pläne von Le Corbusier in der Villa Ocampo in San Isidro

Von Maria Exner

ocampo33.jpgIn der Villa Ocampo im schönen nördlichen Vorort San Isidro werden zur Zeit Pläne von Le Corbusier gezeigt. Aber nicht nur deshalb lohnt sich ein Ausflug in das Haus aus dem Jahr 1891, wo die Kunstmäzenin, Autorin und Herausgeberin der Zeitschrift “Sur” Victoria Ocampo sich mit illustren Intellektuellen wie Jorge Luis Borges umgab…

ocampo111.jpgWer auf der Suche nach Ruhe und Abstand von der lärmenden Großstadt ist, sollte sich in den Tren de la Costa setzen und entlang des Ufers des Río de la Plata nach San Isidro fahren. Der pittoreske und sichtbar reiche Vorort liegt eine halbe Stunde nördlich von der Innenstadt von Buenos Aires und ist ein echtes Kultur-Schatzkästchen. Wer zum Beispiel bei “Barrancas” – eine Haltestelle vor der Innenstadt von San Isidro – aussteigt, findet rechts und links der Gleise einen Flohmarkt, der unter dem Motto “Alles, was Uroma aus Europa mitgebracht hat” zu stehen scheint. Als Vintage-Fan kann man hier von Schwarz-Weiß-Aufnahmen der Einwandererschiffe des frühen 20. Jahrhunderts über Schmuck und Geschirr bis hin zu Schneiderbüsten und Schminktischchen Trödel in wirklich gutem Zustand finden. Eine Station weiter liegt gegenüber des Bahnhofs die Plaza Mitre, wo am Sonntag Kunsthandwerker aus der Umgebung ihre Produkte verkaufen. Auch hier gibt es – neben dem üblichen Nippes – schön gearbeitete Wollsachen, Keramik und Lederwaren.

ocampo331.jpgWirklich tief eintauchen in die Vergangenheit des Ortes, aber auch des Landes – vor allem in intellektueller Hinsicht – kann man als Besucher der Villa Ocampo. Das Haus aus dem Jahr 1891 steht im nördlichen Teil von San Isidro, wo auch die restlichen Häuser ein unvermutetes Ausmaß annehmen und privater Wachschutz in den Straßen offenbar alltäglich ist. Die Villa gehörte der Familie Ocampo und wurde durch Victoria Ocampo, Kunstmäzenin und Herausgeberin der Kulturzeitschrift “Sur”, berühmt. Im Stil einer Coco Chanel lebte Victoria Ocampo ab etwa 1920 als freie Frau ohne Ehemann in der Villa und versammelte Künstler, Schriftsteller und Intellektuelle um sich. Zu den Autoren von “Sur” gehörten unter anderem Jorge Luis Borges und Max Horkheimer – die Namen auf den Titelseiten der Ausgaben, die in der Villa ausgestellt sind, lesen sich wie ein Who-is-Who des 20. Jahrhunderts. Sie sind Zeugen einer Zeit, in der die führenden Köpfe Europas regelmäßig Buenos Aires besuchten, um sich hier mit südamerikanischen Kollegen auszutauschen.

ocampo22.jpgDie Führung durch die Villa ist vor allem wegen der original erhaltenen Möbelstücke von Victoria Ocampo interessant, die die erst 1979 verstorbene Autorin – sie schrieb eine Vielzahl eigener Bücher – sehr gegenwärtig erscheinen lassen. Im oberen Stockwerk befinden sich zwei kleine Ausstellungsräume, in denen derzeit Entwürfe eines Hauses im Stil des funktionalen “Modernismo” zu sehen sind, die die Architekturlegende Le Corbusier für Victoria Ocampo gezeichnet hat. Das Haus selbst wurde nie gebaut, aber allein die handgezeichneten Pläne sind den Besuch der Villa Ocampo wert. Nach dem Rundgang sollte man aber auf keinen Fall gleich wieder gehen. Mindestens so sehenswert wie das Haus ist der Garten, der sich am besten bei Tee und Scons an einem der Tische im Freien genießen lässt.

  • Villa Ocampo
    Elortondo 1837
    Beccar, Partido de San Isidro
    Provinz Buenos Aires
    Öffnungszeiten: donnerstags bis sonntags 12.30-18 Uhr
    Samstags und sonntags Eintritt $ 15, Studenten $ 6

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