Der persönliche Blick
José Luis Anzizar und zwölf weitere Künstler bespielen die Säle im Centro Cultural Recoleta
Von Maria Exner
Zum Vernissagen-Hopping lud am 20. Oktober das Centro Cultural Recoleta, und mehrere Dutzend Porteños in Anzug und Abendkleid kamen. Nur wenige Tage nach dem Ende der sehenswerten Ausstellung zur Internationalen Architektur Biennale Buenos Aires baten gleich sieben städtische Künstler zur Präsentation ihrer Arbeiten in das labyrinthische Kulturzentrum. Da kein gemeinsames Dachthema sie eint, beherbergt jeder Saal nun einen eigenen Mikrokosmos – die Darstellungsformen reichen von dokumentarischer Fotografie über Licht-Objekte bis hin zu verfremdeten technischen Zeichnungen; die Themen betreffen den Alltag in Buenos Aires oder sehr persönliche Empfindungen der Künstler…
Den schmalen Saal 9 bespielt beispielsweise José Luis Anzizar mit Arbeiten unter dem Titel “FlyingColors”. Ohne Umschweife präsentiert er mit farbigen Collagen auf angestrichenen Stoffbahnen seine beinahe kindliche Begeisterung für das Fliegen – eine Empfindung, die vielen von uns über der Alltäglichkeit des Flugverkehrs vielleicht schon verlorengegangen ist. Wiederbelebungsversuche unternimmt augenzwinkernd Anzizars Alter Ego, die Stewardess “Reina”, die von einer der Arbeiten einladend auf den Betrachter herunterlächelt. Ihr gegenüber hängt die großformatige, abstrakte Version eines Streckenplans, in dem der Künstler Reisen nach New York und Berlin verarbeitet.
En la angosta sala 9 está José Luis Anzizar mostrando sus trabajos bajo el título de Flying Colors. De manera directa nos muestra a través de collages coloridos el gran placer que siente por volar, una sensación que muchos de nosotros ya hemos perdido, quizás porque los vuelos nos parecen algo demasiado cotidiano. José Luis Anzizar intenta reavivar esa sensación de placer a través de un giño: ahí está su alter ego, la azafata Reina, que muy sonriente nos invita a abordar el avión. Frente a ella hay un inmensa visión casi abstracta de un plan de vuelos en la que el artista nos habla sobre viajes a Nueva York y Berlin.
(Traducción de Marga Steinwasser)
Im Nachbarraum zeigen die drei Künstler und Architekten Roberto Frangella, Edgardo Minond und Jorge Sábato, was sie derzeit im Bezug auf ihre Heimatstadt bewegt. Frangella positioniert in der Mitte des Saals eine Gruppe von Figuren, die er aus Papp-Verpackungen von Tees, Süßigkeiten und Fertigsuppen zusammengesetzt hat. Sie verweisen auf das Schicksal der “Cartoneros”, die – meist unbeachtet von ihren Mitmenschen – in der Stadt umherstreifen. Begleitet werden sie von den Stillleben-Fotografien Sábatos und Minonds Zeichnungen.
Auf dem weiteren Rundgang stößt man unter anderem auf die kühlen Installationen von Dolores Casares und die großformatigen Comic-Figuren von Augusto Costhanzo, der unter dem Titel “AC/DC” im Prometeus-Saal seine beiden Leidenschaften Musik und Zeichnung zu vereinen sucht. Wirklich sehenswert sind die Gewinnerfotos des “Concurso Fotográfico” von Banco Ciudad, die zum Thema “Die Menschen meiner Stadt” eingesandt wurden. Sie werfen Schlaglichter auf das Leben in Buenos Aires, das so oft von Heiterkeit wie von Melancholie geprägt ist.
- Centro Cultural Recoleta
Junín 1930
Dienstags bis freitags 14-21 Uhr
Samstag/Sonntag 10-21 Uhr
Eintritt frei