Endlich wieder Oper

Teatro Colón gab Wiedereröffnung bekannt

Von Nils Witte

bari111.jpgAm 25. Mai 2010 öffnet das Teatro Colón. Nachdem das 1908 erbaute Theater zu seinem 100. Geburtstag geschlossen bleiben musste, wurde jetzt die Wiedereröffnung bekannt gegeben. Pünktlich zum 200. Jahrestag der Unabhängigkeit Argentiniens sollen die Renovierungs- und Restaurierungsarbeiten beendet sein. Mit Tschaikowskys “Schwanensee” und Puccinis “La Bohème” wird in einer Gala am 25. Mai die Bühne eingeweiht.

Am Abend des 10. November lud die Stadt gut 300 Gäste aus Politik und Wirtschaft ins Hotel Panamericano, um die frohe Botschaft zu verkünden. Regierungschef Mauricio Macri unterstrich, dass die wichtigsten Aufgaben der öffentlichen Hand Bildung und Gesundheit seien. Die hohen Ausgaben für das Teatro Colón halte er dennoch für gerechtfertigt und wichtig. Macri bezeichnete das seit 2006 geschlossene Theater als “Wahrzeichen” der Stadt Buenos Aires. Der Künstlerische Leiter des Teatro Colón, Pedro Pablo García Caffi, äußerte gar die Hoffnung, die argentinische Nation möge durch die Wiedereröffnung “ihren Stolz zurückgewinnen”. Daher sei es wichtig, dass es argentinische Restaurateure und Handwerker sind, die das Colón wiederaufbauen.

Als “historischen Schritt” bezeichnete der Kabinettsvorsitzende Horacio Rodríguez Larreta die Wiederinstandsetzung und bedankte sich bei allen Beteiligten für die schnelle Organisation und Vorbereitung der neuen Opern- und Konzertsaison.

In einem Film gab García Caffi einen Ausblick auf die kommende Saison. Oper, Ballett und Konzerte stehen auf dem Programm. Insgesamt 183 Veranstaltungen versprechen ein lebendiges Teatro Colón nach über drei Jahren Stille. Künstler aus aller Welt werden das ehrwürdige Haus besuchen, darunter Weltstars wie der ungarische Pianist András Schiff, der amerikanisch-chinesische Cellist Yo-Yo-Ma oder das Münchner Philharmonie-Orchester unter Leitung von Zubin Mehta. Auch das Guadagnini-Cello der aus Córdoba stammenden, in der Schweiz lebenden Sol Gabetta wird im Colón zu hören sein.

Buenos Aires darf sich außerdem auf den Besuch seines Sohnes Daniel Barenboim freuen, der im August gleich zwei Mal gastieren wird, zum einen mit dem Chor und Orchester des Mailänder Teatro alla Scala, zum anderen mit seinem jungen Vorzeigeprojekt West-Östliches Diwan Orchester. Im Frühling nächsten Jahres beehrt auch die am New Yorker American Ballet Theatre aktive Ballerina Paloma Herrera ihre Heimatstadt.

Die originalgetreu mit rotem Samt bezogenen 2600 Plätze werden sich jedoch sicher auch füllen, wenn vergleichsweise Unbekannte ebenfalls hervorragende Musiker zu Gast sind, wie der Badener Solo-Trompeter Reinhold Friedrich, der österreichische Dirigent Günther Neuhold oder sein Landsmann Pianist Rudolf Buchbinder.

Musikliebhaber, die gerne Neues entdecken wollen, sollten außerdem unbedingt einen Blick in das Programm des Centro de Experimentación werfen. Hier wird Musik und Tanz moderner Komponisten und Choreographen zu sehen und zu hören sein.

Karten und Abonnements sind erstmals ab dem heutigen 16. November erhältlich. Die bekanntesten Künstler werden im Rahmen des “Abono Bicentenario” (Zweihundertjahrfeier-Abo) zu sehen sein.

Am Rande des Sektempfangs war bereits ein Orchester zu hören. Allerdings aus unerfreulichem Anlass: Das Orquesta Académica del Teatro Colón darf seit November letzten Jahres nicht mehr dort spielen. Nach über zehn Jahren beendete der neue Leiter García Caffi die Kooperation und setzte das international besetzte Orchester auf die Straße. Jetzt hofft die überwiegend mit Absolventen besetzte Gruppe auf eine Fortsetzung der Zusammenarbeit. Die jungen Musiker hatten die Aufnahmeprüfung für das laufende Jahr bereits bestanden.

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Daniel Barenboim mit dem West-Östlichen Diwan Orchester.

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