Wahrheit ist so eine Sache

Carlos Fuentes stellte im Malba sein neues Buch vor

Von Nils Witte

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Carlos Fuentes im Malba.
(Foto: Max Neufeind)

Am Donnerstag beehrte der mexikanische Schriftsteller Carlos Fuentes Buenos Aires. Er war gekommen, um seinen neuen Roman “Adán en Edén” vorzustellen. Im Gespräch mit der Kritikerin Silvia Hopenhayn, dem Direktor der Zeitung “La Nación” José Claudio Escribano und dem Politikwissenschaftler Natalio Botana lotete er die Zusammenhänge zwischen Literatur und Journalismus aus. Einer der größten Unterschiede sei der Bezug zur Wahrheit, der in der Literatur zweideutig bleiben dürfe.

Auch im Journalismus gebe es allerdings keine Wahrheit. “Wenn jemand sagt: Das ist die Wahrheit! Dann ist es Diktatur”, widersprach Fuentes der heute hoffähigen Auffassung, Literatur sei verzichtbar.

Die Beziehung von Fiktion und Wahrheit erläuterte er anhand einer Anekdote aus dem Leben seines Freundes Gabriel García Márquez. Als der Autor von “100 Jahre Einsamkeit” Redaktionschef einer kleinen Zeitung in Kolumbien war, rief man ihn nach Redaktionsschluss an und setzte ihm auseinander, die erste Seite müsse neu geschrieben werden, es sei etwas Besonderes passiert. “Was kann denn so besonders sein?”, fragte García Márquez darauf überrascht. “Der Konsul von Japan ist gestorben”, gab man ihm zur Antwort. Der Nobelpreisträger wehrte ab: “Dafür lohnt es nicht, die erste Seite neu zu machen.” – “Aber: er ist von einem Krokodil gefressen worden!” Die Geschichte verbildliche die Beziehung von Fiktion und Wahrheit, wie auch die zwischen Journalismus und Roman.

Der 81-jährige Fuentes füllte nicht nur den Lesesaal des Museo de Arte Latinoamericano (Malba), zusätzlich wurde die Lesung auf eine Leinwand vor dem Saal übertragen, weil viele nicht in die Gratis-Vorstellung hineingekommen waren. Am Ende bildete sich vorm Signiertisch eine Schlange bis ins Foyer.

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