Domino-Effekt als Freiheitssymbol
Buenos Aires feierte mit Berlin den 20. Jahrestag des Mauerfalls
Von Marcus Christoph
“Kultur reißt Mauern nieder.” Unter diesem Motto hatten die deutsche Botschaft in Buenos Aires und das Kulturministerium der argentinischen Hauptstadt am 15. November eingeladen, um mit einer Großveranstaltung an den Fall der Berliner Mauer vor 20 Jahren zu erinnern. Hauptereignis war der Domino-Effekt, bei dem 224 große, bemalte Styroporblöcke auf der Avenida de Mayo nacheinander zu Fall gebracht wurden. Ein ähnliches Spektakel hatte es bereits wenige Tage zuvor am 9. November beim “Fest der Freiheit” in Berlin gegeben. Buenos Aires als Partnerstadt der Spree-Metropole war aber weltweit die einzige Stadt, die den Domino-Effekt wiederholte.
Und die Veranstalter hatten Glück: Während in Berlin Novemberregen die Szenerie beherrscht hatte, konnte das Event in der argentinischen Metropole bei Sonnenschein und strahlend blauem Himmel stattfinden. Das dürfte zum guten Besucherzuspruch beigetragen haben. Die deutsche Botschaft schätzt die Zahl der Schaulustigen auf rund 15.000.
Aus ihrer Mitte wurden 25 Kinder ausgesucht, die die Ehre hatten, den 2,50 Meter hohen Dominosteinen den ersten Stoß zu geben. Diese kippten auf einer Länge von rund 500 Metern dann auch “sauber” der Reihe nach um. Die Blöcke waren von Schülern der Kunstschule “Manuel José de Labardén” sowie einiger hiesiger deutscher Schulen (Instituto Ballester, Goethe Schule, Temperley-Schule) mit Motiven bemalt worden, bei denen es um die Themen Frieden, Freiheit und Völkerverständigung ging. Auf einigen waren deutsche und argentinische Farben zu sehen.
“Der Domino-Effekt eignet sich, um den Fall der Mauer zu feiern, aber auch, um sich der Mauern zu vergegenwärtigen, die noch niederzureißen sind”, meinte Hernán Lombardi, der Kulturminister der Stadt Buenos Aires. Der deutsche Botschafter Günter Knieß blickte auf den 9. November 1989 als Tag der Freude zurück. Er erinnerte aber auch daran, dass der 9. November in der deutschen Geschichte kein einfaches Datum ist. 1938 fand in Deutschland die Pogromnacht gegen die jüdische Bevölkerung statt. Die Novemberrevolution (9. November 1918) und der Hitler-Ludendorff-Putsch (1923) komplettieren die Vielschichtigkeit des Datums. Vor diesem Hintergrund verzichtete man im Rahmen der Wiedervereinigung auch darauf, den 9. November als deutschen Nationalfeiertag zu bestimmen.
Die Stadt Berlin war mit einer Abordnung vertreten, der auch Wolf Kühnelt angehörte. Der Künstler hatte die Idee, den Mauerfall mittels Dominosteinen darzustellen.
Der Domino-Effekt war begleitet von einem Kulturprogramm, für das die Veranstalter eigens eine Bühne und eine Großleinwand aufgebaut hatten. Ensembles und Orchester der Musikhochschulen “Manuel de Falla” und “Astor Piazzolla” waren für den musikalischen Rahmen zuständig. Das Repertoire reichte von Tango bis Beethoven. Die Straßenkunstgruppe der städtischen Schauspielschule sorgte für zusätzliche Unterhaltung.
Die Dominosteine sollen nun in Museen und öffentlichen Gebäuden der Stadt Buenos Aires ausgestellt werden. Zwei der Blöcke gehen aber nach Berlin, um dort präsentiert zu werden. Im Gegenzug erhält die argentinische Metropole zwei der Dominosteine, die in Berlin verwendet wurden. Diese sollen an der Costanera Sur platziert werden.
(Fotos: Marcus Christoph)