Wie Rassismus klingt
Soziologin Bojadzijev präsentierte im Goethe-Institut “Politkunst”
Von Nils Witte
Rassismus nimmt viele Formen an. Je nach Land und Kultur unterscheiden sich die Ziele und die Art der Äußerung rassistischer Ressentiments. Ihre Arbeit zum Thema Rassismus präsentierte jetzt Manuela Bojadzijev vom Künstlerkollektiv Ultra-Red auf Einladung des Goethe-Instituts Buenos Aires. “Wir führen vor Ort Militant Sound Investigations durch”, versucht die Soziologin die Arbeit der aus kunstinteressierten Politaktivisten zusammengesetzten Gruppe zu erklären. Ultra-Red, das seine Projekte u.a. in der Tate Gallery London und der Schirn Kunsthalle in Frankfurt am Main präsentierte, nähert sich dem Rassismus also über Geräusche.
Bojadzijev konkretisiert die Arbeit anhand eines Projektes im südwestlichen England: “Wir haben die Menschen gefragt, wie sich Rassismus für sie anhört, und sie mit Aufnahmegeräten losgeschickt.” Das Ergebnis konnten die zwei Dutzend Zuschauer im Goethe-Institut bestaunen. Durch Dubbing werden elektronische Beats mit den gesammelten Aufnahmen zusammengeführt. “Das Ergebnis nennen wir Dub-Poesie”, beschreibt Bojadzijev ihre Kunstform.
Wie von Rassismus Betroffene durch die Arbeit von Ultra-Red profitieren sollen, bleibt nach der dreistündigen Präsentation allerdings im Dunkeln. “Die abstrakten Ziele sind Kommunismus und Revolution”, entfährt es der Verfasserin wissenschaftlicher Artikel und Bücher einmal. Die Wahlberlinerin unterstreicht allerdings, dass bei ihrer Arbeit nicht das Ergebnis entscheidend ist: “Die künstlerische Arbeit ist für uns Prozess, nicht Objekt.”
Dieser Prozess darf gerne dokumentiert und präsentiert werden. Der selbstverliebte Vortrag über das Dokumentieren und Präsentieren langweilt. Das Ganze lässt sich so zusammenzufassen: Die Mitglieder von Ultra-Red kommen für die Projekte nach Möglichkeit auf einem Kontinent zusammen. Sie geben Möchtegernkünstlern die Chance zur Selbsttherapierung und Selbstdarstellung. Wenn dabei am Ende Kommunismus rauskommt, war die Arbeit erfolgreich. Wenn nicht, kommt es auf den Prozess an.
Das Goethe-Institut ist zu loben für seinen Versuch, Neues zu wagen und junges Publikum anzusprechen. Doch dem wäre es sicher lieber, wenn ihm das nächste Mal solch sinnlose Ernsthaftigkeit erspart bliebe. Das Geld für das Flugticket hätte Manuela Bojadzijev besser einem deutsch-türkischen Freundschaftsverein gespendet.