Letzter Tango in Buenos Aires

Der Dokumentarfilm “El último aplauso” von Germán Kral

Von Nils Witte

kino11.jpgAm Stadtrand von Buenos Aires im Viertel Pompeya steht die “Bar El Chino”, ein Ort, an dem Tango geliebt und gelebt wird. Besser gesagt, wurde dort Tangokultur gelebt, bis im Winter 2001 “El Chino”, der Besitzer der Bar, erkrankte und kurze Zeit später starb. “El último aplauso” dokumentiert das nächtliche Leben an diesem ursprünglichen Ort und begleitet die Menschen, die dort auftraten. Der in München ausgebildete Regisseur Germán Kral hatte seine Heimatstadt Buenos Aires zwei Jahre vor dem Tod von “El Chino” besucht, um einen Film über die “Bar El Chino” zu machen. Seine Professorin Doris Dörrie hatte ihn auf die Bar aufmerksam gemacht.

Er fand alte Menschen, die mit und von dem Tango lebten. Den Regisseur, der mit seiner Familie in München wohnt, überzeugte das so sehr, dass er noch dreimal wiederkehrte. Die deutsch-argentinische Co-Produktion schildert die Trauer der Sänger und Musiker über den Verlust des Ortes ihrer Musik. Und er zeigt einen Neubeginn. Germán brachte die jungen Musiker des “Orquesta Típica Imperial” mit den Sängern aus der “Bar El Chino” zusammen. Was dabei entsteht, ist hoch anrührend. Man muss den Atem anhalten, wenn Inés Arce im Mantel, ihr Handtäschchen haltend, vor die Bandoneónspieler tritt und zu singen beginnt.

“Ich hatte etwas Angst davor, wie die Menschen hier eine Dokumentation über Menschen aufnehmen würden, die so sind wie sie selbst”, gesteht Germán nach der Vorpremiere von “Der letzte Applaus” im Cineplex Belgrano am Montag, “aber die Sorge war unbegründet.” Das Publikum zeigte sich begeistert. Der Film ist nicht nur dank des von José Luis Massa hervorragend produzierten Soundtracks ein Muss für alle Tangoliebhaber. Er gewährt auch sehr persönliche Einblicke in das Leben der Musiker, die mit den Problemen des Alltags kämpfen. Die Dokumentation zeigt, wie sie ihren Sorgen mit der Leidenschaft für den Tango begegnen. Das verleiht dem Film Glaubwürdigkeit und macht ihn zu einem unvergesslichen Erlebnis.

Im Gespräch verriet Germán Kral, er habe zwei weitere Projekte geplant: “Es wird wieder um Tango gehen. Entweder in Argentinien, oder in Bayern.”

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Gut gelaunt: Die Mitwirkenden des Films bei der Vorpremiere.
(Foto: Max Neufeind)

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