Komponist des Schachbretts

Francisco Benkö stirbt im Alter von 99 Jahren

Von Jürgen Ramspeck

benkoe11.jpgDame auf g5 schlägt Bauer auf f6. Dieser Schachzug war die Lösung für das Lieblingsschachproblem Francisco Benkös. Der Deutsch-Argentinier war ein Komponist auf 32 schwarzen und 32 weißen Feldern. Er stellte Schachfiguren zum Tanz auf dem Schachbrett zusammen, damit andere darüber nachdenken konnten, wie der Gegner in drei Zügen matt zu setzen sei. Die Aufstellungen veröffentlichte er unter anderem in der “Schwalbe”. Diese Fachzeitschrift wurde vom gleichnamigen Schachclub in Berlin herausgegeben, der sich ausschließlich der Lösung von Schachproblemen widmete.

Benkö wurde am 24. Juni 1910 in Berlin geboren und von seinen Eltern, einer Österreicherin und einem Ungarn, auf den Vornamen Franz getauft. Während des ersten Weltkriegs verlor er seine Eltern und wuchs mit seiner älteren Schwester auf. Anlässlich seines 95. Geburtstages erzählte er in einem Interview mit “La Nación”, dass er als Kind so arm und verzweifelt gewesen sei, dass in der Schule gegen den Durst ein Glas Tinte trank. Mit 18 Jahren war er vom Spiel der Könige bereits so begeistert, dass er der Schwalbe beitrat. Er zerbrach sich aber nicht nur den Kopf über den Schlussstellungen berühmter Partien, sondern war zeitlebens ein exzellenter Schachspieler. Gegen den russischen Schachweltmeister Alexander Aljechin errang er Ende der 20er Jahre zweimal Remis. Nachdem Benkö 1935 den Titel des jüdischen Schachmeisters Berlin gewann, musste er ein Jahr später vor den Nazis fliehen.

Nach seiner Ankunft im Hafen von Buenos Aires nahm er den Vornamen Francisco an. Gerne erzählte er von seinem Treffen mit dem legendären Schachweltmeister Bobby Fischer. Dieser forderte ihn bei einem zufälligen Treffen im “Club Argentino de Ajedrez” zu einer Partie auf, die Benkö gewann. Die folgenden zehn Partien musste Benkös König allerdings vor Fischers Spielkunst kapitulieren.

Noch mit 97 Jahren qualifizierte sich der gebürtige Berliner für die argentinische Einzelschachmeisterschaft. Am 30. Oktober 2009 erhielt er für seine Verdienste um den Sport im Senat der argentinischen Nation den Delfo-Cabrera-Preis, den er noch persönlich entgegennahm. Francisco Benkö, der weltweit am längsten aktive Schachspieler, starb am 11. Januar 2010 in Buenos Aires an Herzversagen im Alter von 99 Jahren.

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