Ein Abend voller Humor und Spontaneität

“Macanudismo” – Liniers und Kevin Johansen im Centro Cultural Recoleta

Von Vanessa Bersis

macanudismo11.jpgWer am Donnerstagabend das Centro Cultural Recoleta besucht hat, hatte nicht nur viel zu sehen, sondern auch viel zu hören. Die Ausstellung “Macanudismo” des Karikaturisten Ricardo “Liniers” Siri wurde durch eine Zusammenarbeit Liniers’ und des Musikers Kevin Johansen eröffnet. Die zwei Künstler haben erneut ihr Talent und ihr Können vereint und auf diesem Weg viele Freunde der Kunst- und Musikwelt begeistert.

Die Gelegenheit, Liniers und Kevin Johansen im Centro Cultural Recoleta auf einer Bühne gemeinsam zu erleben, nutzten etliche, vor allem jüngere Menschen. Schon lang vor Beginn der Veranstaltung drängte sich die Bohème-Bourgeoise-Szene von Buenos Aires in den Korridoren des Centro Cultural Recoleta. Die Performance selbst fand im Innenhof statt. Eine kleine Bühne, ein Tisch mit den wichtigsten Malutensilien – Papier, Ölkreiden und Farbe – zwei Mikrophone und ein Menschenmeer, das bis auf den letzten Winkel den Innenhof ausfüllte, boten die Kulisse und schufen die Atmosphäre des lauen Spätsommerabends.

Nach einer fast einstündigen Verspätung und einer kleinen Portion Ungeduld von Seiten des Publikums, welches schon gespannt auf den Auftritt der beiden Künstler wartete, war es dann endlich soweit. Mit Einbruch der Dämmerung erklangen die ersten Töne zu Kevin Johansens “Road Movie”, während Liniers dezent zur Musik mitpfiff. Der Abend galt nun als offiziell eröffnet.

Inspiriert von “Road Movie” ließ Liniers das erste Bild entstehen. Er malte Kevin Johansen in der Mitte einer Straße, während er sich selbst in gewohnter Manier als Hase darstellte. So gleiten beide Künstler nach und nach in den gemeinsamen Schaffensprozess. Kevin Johansen stimmte gleich darauf “Ese lunar” ein und sorgte damit für Begeisterung, Beifall und gesangliche Unterstützung des Publikums. Zu “Mc Guevara o Che Donalds” formte Liniers mit seinem Zeigefinger das McDonalds-Emblem auf die aufgemalte Che-Mütze – indessen konnte das Publikum auf einer Wandprojektion jede Handbewegung des Künstlers und jeden Entstehungsschritt des Bildes mitverfolgen.

chann11.jpgBei “El Incomprendido” tauschten die beiden Künstler mit viel Selbstironie sogar die Rollen. Kevin Johansen setzte sich an den Maltisch und versuchte sich als Karikaturist, inzwischen machte sich Liniers mit viel Humor an die Gitarre. Wenig später wurden erneut für das Lied “Hindue Blues” die Rollen getauscht. Mit der gleichen Leichtigkeit, mit der Liniers malte, setzte er zeitgleich die Lyrics von Johansen auf seine ganz spezielle Art um und brachte sie so zu Papier. Überdies veränderte er im gleichen Atemzug mit einer Bewegung ein ganzes Bild oder fing sogleich mit einem Neuen an.

Es folgten “Desde que te perdí” und “Buenos Aires Anti Social Club”, welches Liniers stimmlich begleitete und auf den Tisch malte, da das Papier bereits zu Ende gegangen war. Wenig später wurde ein dritter Mann auf die Bühne geholt, Sebastián Rubin, ein Musiker, der gemeinsam mit Liniers und Kevin Johansen Gitarre spielte und den Ausklang der Performance einleitete. Abschließend wurde als Hommage an George Harrison, der an diesem Tag seinen 67. Geburtstag gefeiert hätte, “Give me Love” gespielt.

Die Künstler verließen anschließend die Bühne. Es bildete sich schlagartig eine riesige Menschentraube, die auf ein Autogramm hoffte. Kamerablitzlichter ließen nur erahnen, wo sich die Künstler befanden, während diese versuchten, sich den Weg Richtung Ausgang zu bahnen. Nach und nach löste sich die Menschenmenge und verstreute sich quer durch die Ausstellungsräume des Centro Cultural Recoleta, um noch das Werk Liniers’ in den Sälen 4, 5 und 6 zu bestaunen. So ging langsam ein gelungener Abend zu Ende, der künstlerische Harmonie, Austausch, Talent und ein Stück Konzertatmosphäre in einer Performance vereinte, geschmückt mit Humor, Ungezwungenheit, Spontaneität und einem großartigen Publikum.

  • Liniers, „Macanudismo“, Retrospektive. Unveröffentlichte Originale seiner Comics, Illustrationen und Gemälde. Centro Cultural Recoleta, Junín 1930, Säle 4, 5 und 6. Mo-Fr 14-21, Sa, So und feiertags 10-21 Uhr. 25.2.-4.4.
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Ein Menschenmeer füllte den Innenhof des Centro Cultural Recoleta an diesem lauen Spätsommerabend.

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